Tipps für deinen Kurztrip nach Berlin im Winter
„Wer im Winter nach Berlin reist hat einen Schaden.“ sagt meine Freundin zu mir, als ich ihr von meinem Plan erzähle. „Berlin ist kalt und grau und grausam im Winter. Alle wissen das. Was tust du nur?“ Gute Frage, denke ich. Was tu ich da nur? Ich habe gerade Lust auf Berlin. Ich will ein bisschen kalte Großstadt, ich will mich einmummeln in Schal und Mantel, ich will mit kalten Ohren und roter Nasenspitze durch die Straßen eilen – Genau das will ich jetzt. Und ich werde belohnt.
Im Winter nach Berlin zu kommen hat ein paar offensichtlichere Vorteile und ein paar weniger offensichtliche Vorteile. Offensichtlich ist nicht ganz so viel los in der Stadt, wie sonst. Es ist ruhiger. Was nicht bedeutet, dass man nichts vom Hustle und Bustle der Hauptstadt spürt. Aber die Busse quellen nicht über vor Touristen, man bekommt einen Schlafplatz in seinem Lieblingshotel und in den wunderschönen Cafés der Stadt ist immer auch ein Tisch für dich frei.
Weniger offensichtlich ist Berlin im Winter machbarer. Man muss sich nicht konstant zwischen der einen und der anderen Attraktion entscheiden. Viele Events unter freiem Himmel fallen weg. Statt eines Kindls an der Spree gibt es jetzt einen Tee in Mitte oder Kaffee und Kuchen am Prenzl. Statt Open-Air-Festival zieht es einen jetzt in die gemütlichen Konzertlocations die überall in der Stadt verteilt großen und kleinen Künstlern eine Bühne bieten.
Und trotzdem kann man sich auf altbekanntes verlassen: Museen, Theater, Galerien und Geschäfte sind die gleichen wie im Sommer, nur weniger vollgestopft und mit einem Charme aus Ruppigkeit und Gemütlichkeit, wie er vielleicht nur im Winter in Berlin möglich ist.
Ich habe mich getraut und habe ein ganzes Winterwochenende in Berlin verbracht. Ich denke nicht, dass ich einen Schaden habe (…aber wer denkt das schon von sich!). Was ich aber habe ist eine Hand voll Tipps, wie dein Aufenthalt im Winter in Berlin zum absoluten Erfolg wird:
Suche dir ein Hotel, das gute Laune versprüht.
Ich habe das erste mal im Vienna House Easy Berlin geschlafen. Gute Entscheidung. Das Vienna House Easy liegt an der Landsberger Allee zwischen Friedrichshain und Prenzlauer Berg. Der Alex ist in wenigen Minuten mit der Tram zu erreichen. Das besondere an diesem Hotel ist die Positivität, die aus allen Ecken und Enden strahlt. Empfangen wird man an der ungewöhnlichen und modern gestalteten Rezeption.
Zur Begrüßung gibt es erst mal ein Infused-Water und dann geht es ab ins durchgestylte Zimmer. Ich mache es mit gemütlich, genieße die Vorteile des schnellen Internets und verbringe eine ruhige Nacht (obwohl mein Fenster zur Straße hinausgeht).
In dem ausgefeilten Designkonzept findet man überall Elemente der Stadt wieder, aber auch absolute Designklassiker, zeitgemäße Farbkombinationen, ein durchdachtes Beleuchtungskonzept und vor allem ein verdammt kuscheliges Bett! Am Morgen verwöhnt einen das Team des Vienna House Easy Berlin mit einem umfangreichen und vielseitigen Frühstücksbuffet, das wirklich keine Wünsche offen lässt.
Neben verschiedenem Gebäck, gibt es eine Getreidemühle, mit der man sich sein Müsli selbstmahlen kann, Trockenfrüchte, verschiedene Aufstriche, Aufschnitt, Rührei und co. Das Personal ist freundlich, hilfsbereit und es scheint, als könnten sie nicht mehr Spaß an ihrer Arbeit haben. Ich fühle mich wohl. Ein guter Ausgangspunkt, um die Stadt zu entdecken.
Lass dir die Stadt zeigen – ganz persönlich und individuell
Stephie von Secret Tours Berlin holt mich um 10 Uhr am Hotel ab. In ihrer V-Klasse fährt sie mich durch Friedrichshain, Kreuzberg und Neukölln. Draußen scheint die Sonne und es ist klirrend kalt. Auf der Fahrt erzählt sie mir davon, wie sehr sie ihre Arbeit liebt und die Menschen, denen sie ‚ihr Berlin‘ zeigen darf.
Ich sitze mit Sitzheizung auf dem Beifahrersitz und höre ihr angeregt zu. Immer mal wieder streut sie ein „Oh guck mal, das ist übrigens….“ und „Hier wird übrigens bald…“ und „Neulich hat mir die Bewohnerin dieses Hauses erzählt, dass hier früher…“ und „Wusstest du eigentlich, dass…?“ ein.
Es fühlt sich an, als würde mir eine Freundin zeigen, wo sie wohnt und wie ihre Nachtbarschaft so ist. Dabei erfahre ich so viel über die Menschen, die dort leben, die Anekdoten, die sich hier erzählt werden und die Geschichte der Straßen, Gebäude und Monumente, wie in keiner anderen Stadtführung zuvor. Stephie plaudert ohne zu nerven. Sie merkt schnell, was mich interessiert und lässt an den richtigen Momenten einen Fun-Fakt raus, über den wir beide erstaunt lachen müssen.
Markthalle 9
Mal steigen wir aus und trinken einen Tee, mal erkunden wir gemeinsam die aktuellen Stände der Markthalle 9. Sie navigiert ihren Van geschickt durch die Straßen, zeigt mir besondere Geschäfte und Cafés und die Zeit verfliegt.
Von frischen Waffeln, Käse vom Laib, Fleischwaren und Kaffee über einen Fotoautomaten, Streetfood bis hin zu einer Ecke, in der Küchengeräte zum Sonderpreis verkauft werden, findet man alles in der Markthalle.
Stephie gönnt sich einen Kaffee und mir einen Biscotti, der nicht leckerer schmecken könnte. Samstags ist es ziemlich voll hier, verrät Stephie, aber Wochentags findet man eine gemütliche Geschäftigkeit, Ruhe und Platz, um sich alles genau anzugucken. Es ist eine moderne Form des Schlaraffenlandes und ich gehe voll darin auf.
Stephie ist selbst so begeistert und interessiert an den Geschichten und Orten, dass ich an ihren Lippen hänge und mehr und mehr erfahren will. An keinem der Orte, an die sie mich mitnimmt war ich zuvor, von keinem habe ich im Touri-Guide gelesen. Dabei würde ich mich eher als Berlin-Kennerin bezeichnen. Aber was heißt das schon in einer Stadt, die sich ständig verändert.
Stephie weiß, was gerade neu ist, manchmal zückt sie eine Karte oder ein altes Bild, das zeigt, wie sich die Gegend seit der Wende verändert hat.
Sie erzählt von den Linken, die sich gegen die Gentrifizierung ihres Kiezes auflehnen und davon wie die Anwohner des Mauerstreifens damals das Beste aus ihrer Situation gemacht haben. Nach der Tour setzt sie mich am Hotel ab, drückt mich herzlich und ich fühle mich, als würde ich sie schon ewig kennen und als ob ich Berlin jetzt noch ein bisschen besser verstehen würde.
Geh bummeln, aber abseits von Ku’damm und Arkaden
Die Geschäfte auf den Hauptstraßen quellen über. Touristen schieben sich zwischen Weihnachtsdekoration, Parfümständen und neuen Spielkonsolen hin und her. Ich erinnere mich an drei Empfehlungen von Stephie: Die Städtische Blinden-Anstalt, den Voo-Store und das Hallesche Haus.
Die Städtische Blinden-Anstalt
Die Städtische Blinden-Anstalt liegt auf der Oranienstraße in Kreuzberg. Sie riecht nach Kaffee und nach frischem Papier. Tritt man ein, befindet man sich in einem wundersamen Raum. Links die Theke des Cafés, rechts die hübschen Sitzmöbel, alte Rahmen an der hellblauen Wand, eine lange Bank. Es läuft entspannte Musik. Vor einem befinden sich liebevoll aus Papier gefertigte Schmuckdosen, handgemachte Bürsten und Besen und eine erlesene Auswahl an Büchern – über die Kunst, die Stadt und das Leben. Das Haus selbst steht unter Denkmalschutz.
Hinter dem Ladencafé befindet sich die Werkstatt, in der vor allem Blinde, aber auch Menschen mit anderen Einschränkungen arbeiten. Sie erschaffen hochwertige und besondere Stücke, die nichts mit dem in Asien produzierten Krimskrams der vielen Souvenirläden der Stadt zu tun haben.
Voo-Store
Auch im Voo-Store gibt es ein Café. Er liegt ganz versteckt in einem Hinterhof auf der Oranienstraße, ganz in der Nähe der Blinden-Anstalt. Hip ist man hier. Geht auch mal – ist ja schließlich Berlin. Im Voo-Store liegt der Schwerpunkt auf Klamotten die irgendwo zwischen Laufsteg und Second-Hand liegen, preislich und designtechnisch.
Es gibt tolle Bücher über die Künstler, Designer und Pioniere unserer Zeit und über ihre Arbeit. Man kommt auch ein bisschen, um gesehen zu werden. Das Klientel vereint alles, was man von Millennials in Berlin so erwartet. Und einen Likör, passend zum Thema meines Trips gibt es auch.
Hallesches Haus
Das Hallesche Haus liegt am Tempelhofer Ufer zwischen Kreuzberg und Friedrichshain. Ein ebenso magischer Ort wie die Blinden-Anstalt. Versteckt hinter dicken Backsteinmauern, füllt das Hallesche Haus einen großen Geschäftsraum in dem hochwertige Accessoires, Kleidung, Papeterie, Schmuck und Genussmittel wie Schokolade, Likör und Aufstriche verkauft werden.
Im zweiten Raum befindet sich ebenfalls ein Café. Das scheint mittlerweile Teil der Berliner Erlebniskultur geworden zu sein: Gemütlich shoppen und danach auf einen Kaffee gleich nebenan. Mir gefällt’s, denn so ist überall eine entspannte und gesellige Stimmung und ‚nur gucken‘ und ein Heißgetränk fühlt sich auch genau richtig an.
Gönn dir eine Pause in den besonderen Cafés der Stadt
Als ich in das Café ORA am Oranienplatz eintrete, fällt mir die Kinnlade runter, weil ich es so schön finde. Bis vor Kurzem war hier noch die älteste Apotheke der Stadt. Heute wird hier Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Und was für Kuchen. Auf einer Anrichte springen einem die hausgebackenen Kreationen ins Gesicht und mein größtes Problem sind plötzlich nicht mehr meine kalten Fußzehen, sondern die Frage, für welchen Kuchen ich mich denn entscheiden soll.
Die Betreiber des Cafés haben die historische Stätte mit so viel Respekt und Anerkennung in das verwandelt, was es heute ist, dass man sich fühlt, als sei man auf Zeitreise, ohne seine Standards für ein komfortables Leben aufgeben zu müssen. Die Karte ist klein, die Produkte sind nach Qualität ausgewählt und das Angebot ist regional. Draußen eilen die Menschen über die Straße, drinnen unterhalten sich Berliner, Internationale und auch die, die hier schon vor vielen Jahren ihre Medizin kauften.
Frische Blumen, entspannte Musik und das freundliche Personal bilden das perfekte Gegenstück zur dunklen, melancholischen und doch so wunderbar geschmackvollen Einrichtung. In den alten Vitrinen stehen Bücher, Geräte und alte Apothekergläser, die Sitzmöbel wurden liebevoll auf den alten Boden und die urige Originaleinrichtung abgestimmt.
Ich entscheide mich für eine Zimtschnecke und einen Kakao mit Mandelmilch. Ich könnte den ganzen Tag hier verbringen, aber heute Abend habe ich noch einen Termin.
Lade dich selbst auf ein Konzert ein, dass dich in Winterstimmung bringt
Ich gehe auf das Konzert von Lina Maly, einer jungen Hamburgerin, die mit ihrem Album ‚Nur zu Besuch‘ gerade den deutschen Pophimmel erobert. In Berlin spielt sie im ‚Musik und Frieden‘ vor über zweihundert glücklichen Zuhörern. Die Bühne ist klein, der Laden ist voll und Lina füllt mit ihrer warmen und ehrlichen Stimme den Raum mit Gänsehaut. Nach einem umwerfenden Konzert nimmt sie sich die Zeit um mit ihren Gästen, Fans und Zuhörern zu sprechen. Kein Personenkult, nur Dankbarkeit auf beiden Seiten und man vergisst völlig, dass es draußen unter null Grad sind.
Für mich geht es noch auf ein Getränk in die Baumhausbar über dem Musik und Frieden. Mit seinem Blick auf die vorbeifahrende S-Bahn S1 erinnert sie mich daran, dass wir auch wirklich gerade in Berlin sind. Es gibt viele kleinere Venues in Berlin. Es lohnt sich direkt auf den Webseiten der Veranstaltungsorte nach Konzerten zu suchen und auch bei unbekannten Künstlern vorab mal reinzuhören.
Belohnt wird man mit dem perfekten Event zum Ausklang eines eiskalten, aufregenden und wunderschönen Wochenendes.
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Vielen Dank an das Easy by Vienna House Berlin für die Einladung zum Probeschlafen und danke an Stephie von Secret Tours Berlin für die Einladung zu meiner individuellen Tour. Meine Meinung und Tipps sind trotzdem meine eigenen, die davon nicht beeinflusst werden.
Hi ich bin Lina-Maria!
Genau wie Katrin bin ich viel unterwegs. Und so wundert es nicht, dass Katrin und ich uns beim Reisen kennengelernt haben.