Meine Insider-Tipps für deine Städtereise nach Tallinn

In Tallinn trifft multimediale Moderne direkt auf mittelalterliche Tradition und damit gibt es in Estlands beeindruckender Hauptstadt jede Menge zu entdecken. Die mittelalterliche Altstadt, die heute unter dem UNESCO Weltkulturerbe steht, besuchen jährlich Tausende von Touristen. Doch nur die wenigsten entdecken das „wahre“ Tallinn, das außerhalb der hohen Stadttore, blüht. Darum entführen wir Dich mit unseren Insidertipps, damit Du das echte Tallinn entdeckst.

Hier kommen meine 13 besten Insidertipps, die Du in Tallinn nicht verpassen solltest.

Kalamaja: Tallinns angesagtestes Viertel

Kalamaja taucht wahrscheinlich in den wenigsten Reiseführern zu Tallinn auf. Dabei liegt das „Fischhaus“, wie der Name übersetzt lautet, nur einen Katzensprung von der überlaufenen Altstadt entfernt.

Direkt hinter dem Bahnhof, tauchst Du in eine Welt ein, die optisch erst mal an eine estnische Kleinstadt erinnert. Traditionelle Holzhäuser reihen sich an alte Fabrikgebäude und könnten Grundlage für einen schönen Fotospaziergang sein.

Doch der ehemalige Arbeiterbezirk wurde in den letzten Jahren vor allem von der jungen, hippen Tallinner Szene entdeckt. Hier wohnen junge Familien, Start-Ups werden im Telliskivi-Komplex gegründet oder wilde Konzerte in den verlassenen Industriegebäuden gefeiert. 

Kalamaja ist bunt, jung und inspiriert. Doch auch Investoren ist das Viertel nicht unbekannt geblieben. Die Immobilienpreise sind in den letzten Jahren wohl explodiert. Gentrifizierung macht auch vor der Großstadt nicht halt. Vor allem die charmanten Holzhäuser aus dem frühen 20. Jahrhundert leiden darunter, denn nur wenige stehen unter Denkmalschutz.

Unbedingt besuchen solltest Du:

  • Telliskivi-Komplex mit Ateliers, Büros, Cafés und Flohmärkten
  • Tallinns ältesten Friedhof „Kalamaja kalmistu“
  • Sehenswertes entlang des Kulturkilometers/Kultuurikilomeeter, wie das Konzerthaus Linnahall
  • Besuch im Meeresmuseum Seaplane Harbour
  • Spaziergang entlang des Hafens
  • Fototour durch die Straßen des Viertels
Telliskivi-Komplex mit Ateliers, Büros, Cafés und Flohmärkten

Patarei Gefängnis: Gruselstimmung & guter Kaffee

Am Rande von Kalamaja, direkt am Hafen wartet ein großes Backsteingebäude: Die schaurigen Reste des Gefängnis Patarei, das aus Sowjet-Zeiten stammt und bis 2004 noch in Benutzung war. Da bis heute unklar ist, was mit dem imposanten Gemäuer passieren soll, steht es größtenteils leer beziehungsweise wurde von der Tallinner Kreativszene entdecktAteliers wurden eingerichtet, aber auch temporäre Ausstellungen oder Parties finden statt.

Direkt an der Wasserfront befindet sich von Mai bis September eine kleine Beachbar. Der pure Kontrast, wenn sich hinter Dir das ehemalige Gefängnis auftürmt und vor Dir die Wellen der Ostsee gegen die Steinmauern schlagen.

Übrigens, Du kannst die Räumlichkeiten von Patarei auch besuchen. Viele Räume sind wohl noch in ihrem ehemaligen Zustand. Geheimtipp für Fotofreunde von lost places.

Patarei Gefängnis in Tallinn
Café im Patarei Gefängnis an der Ostsee

Tallinna Linnahall: Sonnenuntergang mit Sowjetcharme

Nur einen Kilometer östlich des Patarei Gefängnisses wartet ein weiterer sowjetischer Betonklotz, der heute nicht mehr genutzt wird: Die Tallinna Linnahall, übersetzt Stadthalle Tallinns.

Anlässlich der Olympischen Sommerspiele, die 1980 in der ehemaligen Sowjetunion stattfanden, wurde der Komplex als Austragungsort der Segelwettbewerbe, gebaut und danach als Mehrzweckhalle für Konzerte, als Eishalle oder auch Ausstellungen genutzt.

Heute wird sie weitesgehend dem Verfall preisgegeben und bietet sich gleichzeitig als spannende Fotokulisse an. Vom Dach aus hast Du außerdem einen wunderbaren Blick über Ostsee und Stadt. Vor allem im Sommer tummeln sich hier viele Menschen und genießen die gefühlt nie enden wollende Sommernacht.

Frischer Fisch: Futtern direkt vom Kutter

Direkt gegenüber vom Estonian Design House wartet das Kontrastprogramm für alle Fischköppe und die, die es werden wollen, sowie Fischliebhaber:innen. Jeden Samstag öffnet hier der Kalaturg, ein traditioneller Fischmarkt auf dem Du alles, was in der Ostsee schwimmt kosten und kaufen kannst.

  • Öffnungszeiten: Samstag 8 bis 16 Uhr

Museum Seaplane Harbour: In der Ostsee abtauchen

Das Seaplane Harbour Museum eroberte mein Herz im Sturm – und das obwohl ich mich nicht sonderlich für Schifffahrt oder Meeresmuseen interessieren. Warum dann? Wie umso viele moderne Orte in Tallinn kümmerte sich hier das Designstudio Koko um den Ausbau des Museums im ehemaligen Hangar am Hafen. Und dieses Studio schafft das wofür Tallinn so bekannt ist: Moderne verschmilzt mit Tradition bzw. Altem.

So wurde auch hier 2012 eines der modernsten Museen eröffnet, dass hunderte von Schiffen, Wasserflugzeugen und U-Booten zeigt und zeitglich ein interaktives Erlebnis für die ganze Familie ist. Sowohl in der Halle, als auch außerhalb kannst Du in die Welt über, auf und unter der Ostsee eintauchen, sei es dass Du virtuell über die Hauptstadt fliegst oder mit einem U-Boot abtauchst. Übrigens wird auch ein Schiffswrack aus dem 16. Jahrhundert ausgestellt, das noch älter als das berühmte Vasa-Schiff in Stockholm ist.

Museum Seaplane Harbour
Außenbereich des Museum Seaplane Harbour

Früher Bazar Bizarre, heute Balti Jaama Turg

Bei meinem ersten Tallinn Besuch gab es noch den urtümlichen Bazar Bizarre, der eigentlich Balti Jaam Train Station Flea Market, Flohmarkt am Hauptbahnhof, hieß. Damals traf sich hier tagtäglich die russische Community Tallinns zum Alltagseinkauf oder auf Schnäppchenjagd. Sowohl in den weitläufigen Hallen als auch draußen konntest Du hier zwischen Second-Hand-Kleidung, Lebensmitteln und den ein oder anderen doch sehr fragwürdigen Gegenständen flanieren: Alte Lennin-Gemälde, Münzen aus der Vorkriegszeit, Gasmasken, Barbiepuppen von vor 30 Jahren oder auch verrostete Gewehrkugeln sind doch schon sehr verwunderlich. Vielleicht nicht unbedingt jedermanns Geschmack, aber definitiv einen neugierigen Besuch wert!

Mittlerweile sind die alten Hallen abgerissen und durch einen modernen Food Market und Einkaufszentrum ersetzt worden. Heute tummeln sich hier vegane Imbisse, ein Supermarkt und schicke Designshops.

Tallinns Designshop: Stöbern & Shoppen

Als Designerin interessiert mich natürlich beim Reisen die lokale Kreativszene. Wie sieht also estnisches Design aus?

Die Antwort lautet: Skandinavisch! Anders als es viele Klischees über das Baltikum vermuten lassen, orientieren sich die Esten an ihren skandinavischen Nachbarn: Reduziertes, klares Design mit pastelligen Akzenten.

Besonderen Wert legen Künstler und Designer dabei auch auf Handarbeit. Ob es nun ausgefallene Ohrringe, DIY Notizbücher oder doch Holzmöbel sind. Designliebhaber des Nordens kommen hier definitiv auf ihre Kosten.

Falls Du Lust auf eine ausgedehnte Shoppingtour hast, auf der Website von Visit Estonia findest Du eine eigene Karte für Boutiquen, Läden und Galerien. Hier geht’s zum Download.

Ein besonderes Highlight darunter ist das Eesti Design House, das Du direkt im alten Fischereihafen findest und das von einer Bürgerinitiative aufgebaut wurde. Neben einem Showroom gehört auch das Café Klaus dazu.

Cafés & Restaurants: Meine besten Tipps

Tallinn ist definitiv die Hochburg individueller Cafés, Kneipen und Restaurants. Hier findest Du etwas für jeden Geschmack, sei des traditionelle Café Reval im Herzen der Altstadt, das hippe Haute Cuisine Restaurant in Telliskivi Creative City oder die charmante Kneipe, die ihr Bier selbst braut. In Tallinn mischen sich mittlerweile die Arten auch: Tagsüber Café, abends Kneipe und am besten noch Restaurant.

Meine Empfehlungen:

  • Café Kohvik Sinilind
  • Manna La Roosa, origineller Restaurant-Café-Bar-Mix, am besten reservieren, Cocktails probieren
  • Reval Cafe, mittlerweile eine Kette, aber noch immer das schönste Café auf der Altstadt
  • Klaus, direkt neben dem Eesti Design Shop am Hafen
  • Frank, cooler Imbiss, aber auch für einen Absacker gut
  • Hell Hunt, schmackhaftes Bier aus der hauseigenen Brauerei und große internationale Auswahl

Kompressor: Tallinns beste Pancakes

Absolutes Must Do bei jedem Tallinn Besuch ist für mich das Schlemmen im Kompressor. Dort findest Du die größten und leckersten Eierkuchen des Landes – behaupte ich!

Als ich im Studium zum ersten Mal hier war, galt das Kompressor als Geheimtipp unter Studenten für ein günstiges und nahrhaftes Mittagessen. Die Speisekarte bietet alles von traditionellem Eierkuchen mit Apfelmus bis hin zu herzhaft und exotischer Füllung an.

Mittlerweile ist das Kompressor sehr bekannt und dennoch: Die Eierkuchen schmecken noch immer vorzüglich!

Jogging: Laufrunde entlang der Stadtmauer

Natürlich darf eine Runde laufen bei mir in keiner Stadt fehlen! Meine ausführliche Empfehlung findest Du im Blogbeitrag Meine Lieblingslaufstrecke: Stadtmauer in Tallinn“. Aber auch rund um die Stadtmauer gibt es viele tolles Parkanlagen wie den Kadriorg Park oder die Pirita tee Promenade, die zum Laufen einladen.

Laufen in Tallinn

Fahrradtour: Außerhalb der Stadtmauern

Wer Tallinn außerhalb der Altstadtmauern entdecken will, tut das am besten per pedales. Radfahren macht Spaß und so kommst Du auch weiter hinaus. Ein Rad leihen kannst Du direkt bei den Jungs von City Bike, die übrigens auch geführte Radtouren im Sommer anbieten, die ich wärmstens empfehlen kann.

Fahrradtour in Tallinn

Pirita Tee: Spazieren auf der Strandpromenade

Am schönsten lässt es sich in Tallinn auf der Pirita Tee spazieren gehen. Entlang der Strandpromenade erwarten Dich drei Kilometer weißer Sandstrand. An heißen Sommertagen tummeln sich hier die Esten, während Du zur kühleren Jahreszeit oft alleine hier bist und Dich vom Ostseewind durchpusten lassen kannst. Egal, ob als Spaziergänge, aber als Laufstrecke, die Pirita Tee, die rund 20 Minuten außerhalb des Zentrums liegt, ist sehr zu empfehlen. Auch Windsurfer:innen starten von hier aus.

Strandpromenade Pirita Tee
Spazieren, Radfahren oder Joggen auf der Strandpromenade Pirita Tee

Vana Tallinn: Ein Liköorchen als Souvenir

Bei Likör denke ich als erstes an meine Oma und den guten Cremelikör. Doch der original Vana Tallinn Liköör (ja zwei öö’s!), hat zunächst mit dem Getränk, das gerne in Rentnerkreisen ausgeschenkt wird, gar nicht so viel gemeinsam. 

Vanille, Orangen, Zitronen und bittere Zitrusöle vereint mit Jamaika-Rum plus einer Note Zimt verleihen dem Liköör entweder als Absacker nach einem deftigen Essen, im Glühwein oder sogar Kaffee seinen besonderen Geschmack. Wenn Du also schon mal in in Estland oder eben Tallinn bist, gehört der Genuss des Liköörs dazu!

Und wenn Du Oma oder Mutti etwas mitbringen willst, den Likör gibt’s natürlich auch als Sahnelikörchen und in jedem Supermarkt. Prost!

Anreise nach Tallinn

Tallinn ist die perfekte Stadt für einen Wochenendtrip! Aus Hamburg, Berlin, Frankfurt oder München fliegst Du innerhalb von weniger als drei Stunden, zum Beispiel mit airBaltic, in die estnische Hauptstadt. Zwei bis vier Tage reichen um die Stadt zu erkunden und auch ein wenig auszuspannen.

airBaltic fliegt regelmäßig und vor allem kostengünstig von vielen deutschen Großstädte nach Tallinn. Das Schöne: Kleine Maschinen und ein traumhafter Ausblick über die Ostsee sind garantiert – außer Du fliegst spät abends.

Da Estland EU-Mitglied ist, brauchst Du lediglich Deinen Personalausweis zur Einreise und kein Visum.

Beste Reisezeit für Tallinn

Hauptreisezeit für Tallinn und Estland sind vor allem Juni bis August. Wenn Du es Dir also eher ruhiger und weniger touristisch wünscht, empfehle ich Dir die Nebensaison. Besonders empfehlenswert ist auch der Tallinner Weihnachtsmarkt, der bereits mehrfach als bester Weihnachtsmarkt Europas ausgezeichnet wurde.

Währung in Estland

Mittlerweile zahlst Du in Estland mit dem Euro, sprich Du brauchst hier kein Geld zu wechseln.

Geld abheben und Kreditkarten in Estland

Natürlich funktioniert Deine EC-Karte mit PIN auch in Estland, allerdings fällt hier eine Auslandsgebühr an. Die kannst Du Dir sparen, indem Du Dir zum Beispiel die kostenlose Kreditkarte der DKB holst. Mit der kannst Du weltweit kostenlos Bargeld abheben und mittlerweile sogar kostenfrei bezahlen. So reise auch ich seit Jahren problemlos.

Aktuell sind die besten kostenlosen Kreditkarten für Reisen die Debitkarte der DKB Bank, Visa der awa7, Mastercard Gold der TF Bank und die Kreditkarte von Trade Republik. Mit einem Set-up aus mindestens 2 dieser Karten kannst du im Ausland immer kostenlos Geld an Automaten abheben und vor Ort bezahlen, ohne Auslandsgebühren im Ausland bei Fremdwährungen zu bezahlen!
Mit allen Karten kannst du kontaktlos bezahlen sowie Apple Pay und Google Pay nutzen. Hier findest du alle Tipps mit meiner Erfahrung zur besten Reisekreditkarte im Vergleich.

Empfehlungen für Reiseführer Tallinn

Vor und während der Reise informieren wir uns gerne in klassischen Reiseführern. Die folgenden können wir dir sehr empfehlen:

Stadtführungen in Tallinns Altstadt

Jetzt kennst Du Tallinns alternative Sightseeingspots, aber natürlich solltest Du auch die Altstadt nicht verpassen. Dafür empfehle ich Dir komplett vorgeplante Stadttouren, die Du bei verschiedenen Anbietern buchen kannst, z.B. eine Führung durch die Altstadt oder einen Ausflug zum Schloss Kadriorg.

Wirf auch einmal einen Blick auf unseren Beitrag zu Tallinns Sehenswürdigkeiten:

  • Sehenswürdigkeiten Tallinn auf Viel Unterwegs

Unterkünfte in Tallinn

Viele Unterkünfte liegen in Tallinn sehr zentral, innerhalb der Stadtmauer. Diese sind meist auch die teuersten Unterkünfte. Wenn Du es etwas preiswerter möchtest, lohnt sich ein Blick außerhalb der Stadtmauer, ein Hostel oder doch eine Airbnb-Unterkunft.

Hoteltipps in Tallin

Airbnb in Tallinn

Eine weitere Möglichkeit ist es sich direkt ein Zimmer oder gleiche komplette Unterkunft bei Airbnb zu buchen. Das hat den Vorteil, dass Du Dich selbst verpflegen kannst. Bei den hohen Restaurantpreisen vor Ort, vielleicht keine so dumme Idee.

Du möchtest Airbnb mal ausprobieren? Dann melde Dich doch direkt über diesen Link* bei Airbnb an und erhalte einen Gutschein für Deine erste Buchung.

Möchtest du keine Infos mehr verpassen?

Komm‘ in die VIEL UNTERWEGS Community bei Facebook. In dieser geschlossenen Gruppe kannst du dich mit Reiselustigen austauschen.

Transparenz und Vertrauen: Unsere Gastautorin Mandy besuchte Tallinn bereits zwei Mal privat und begleitete eine Blogger:innen-Reise, die von Visit Estonia organisiert wurde.

Mandy Jochmann Autorin
Hi ich bin Mandy!

Moin, mein Name ist Mandy, ich bin ein Ostsee-Kind und liebe das Reisen! Neue Kulturen und exotische Länder entdecke ich genauso gern, wie ich meine Heimat Mecklenburg-Vorpommern erkunde. Außerdem bin ich Mentorin und Achtsamkeitstrainerin für Frauen.

Das sagen unsere Leser

2 KOMMENTARE
  • Besucher Kommentar von Sven
    Sven
    16. Februar 2023 um 22:03 Uhr

    Ich habe heute für diesen Sommer, 2023, Tallinn, für 10 Tage gebucht. Ich fliege von Düsseldorf über Kopenhagen nach Estland mit SAS. Es war eine spontane Eingebung von mir, das zu machen.


  • Besucher Kommentar von Silvania
    Silvania
    6. August 2023 um 10:46 Uhr

    Hi,
    ich fliege von Stockholm nach Tallinn und hoffe, dass Deine Tipps gut waren!
    Warst Du nicht in der Olde Hanse oder ist das nicht zu empfehlen? Was ist mit dem Gildehaus oder Schwarzhäupterhaus? Das gibt es auch in Riga, das gehört doch zum Baltikum wie der Hering in die Ostsee?
    Grüße aus Lappland


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