Lohnt sich der Besuch von Christiania in Kopenhagen?

Wenn du in Kopenhagen unterwegs bist und Lust hast, über den Tellerrand der typischen Sehenswürdigkeiten hinauszuschauen, solltest du dir Christiania nicht entgehen lassen. Ich habe die Freistadt Christiania in Kopenhagen bei meinen vielen Besuchen der dänischen Hauptstadt immer wieder besucht, und kann sagen: Dieser Ort ist anders. Bunt, kreativ, widersprüchlich. Ein wenig chaotisch, und gerade deshalb so faszinierend.

Besonders die gigantische Figur „Green George“, erbaut aus recyceltem Müll von Christiania, hat mir sehr gefallen. Doch Christiania ist viel mehr als ein paar bunte Häuser, Graffiti und Kunst. Es ist eine eigene Welt, mitten in der Stadt.

Ob sich ein Besuch (noch) lohnt, was dich dort erwartet und worauf du achten solltest, erfährst du in diesem Artikel.

Eingang Schild Christiania in Kopenhagen
Eingang Schild Christiania in Kopenhagen

Hintergrund & Fakten zur Freistadt Christiania

Die Freistadt Christiania wurde 1971 von einer Gruppe von Hausbesetzern gegründet. Damals besetzten Aktivisten ein verlassenes Militärgelände in Christianshavn, östlich der Kopenhagener Innenstadt. Sie erklärten das Areal zur autonomen Zone mit eigenen Regeln – unabhängig vom dänischen Staat. Seither leben dort rund 1.000 Menschen, viele davon Künstler, Freigeister und Idealisten.

Offiziell wird Christiania von der Stadt Kopenhagen nicht als eigene Kommune anerkannt. Trotzdem ist die Freistadt bis heute weitgehend selbstverwaltet. Seit 2011 gehört ein Großteil der Fläche der Stiftung Christiania, die das Gelände vom Staat gepachtet hat – finanziert durch den Verkauf sogenannter Volksaktien.

Christiania ist in 15 kleine Viertel unterteilt, jedes mit eigenem Charakter. Die Gegend wirkt teilweise wie ein alternatives Dorf mitten in der Stadt: Viele Häuser sind selbst gebaut, es gibt Gärten, Werkstätten, Cafés und kulturelle Treffpunkte. Genau das macht den Reiz dieses Ortes aus – aber auch seine Widersprüche.

Konzerte in Christiania Kopenhagen
Konzerte finden im Sommer in Christiania statt (Alternatives Viertel in Kopenhagen)

Was dich bei einem Besuch erwartet

Christiania ist kein typisches Touristenziel. Sobald du durch den auffällig bemalten Eingang gehst, merkst du: Hier ticken die Uhren anders. Die Atmosphäre ist entspannt, gleichzeitig spürbar eigenwillig. Bunte Graffitis, alternative Architektur, kleine Cafés, Werkstätten, Flohmärkte und Kunstinstallationen bestimmen das Straßenbild. Die Stimmung ist kreativ und manchmal fast meditativ, besonders, wenn du morgens unterwegs bist und das Viertel noch nicht überlaufen ist.

Bei meinem Besuch hat mich besonders die Vielfalt an Eindrücken fasziniert. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken: fantasievoll bemalte Häuser, riesige Wandgemälde, improvisierte Skulpturen aus Schrott, Sitzgruppen im Grünen und ein wilder Mix aus Vintage-Möbeln vor offenen Lagerhallen. Es wirkt wie ein lebendiges Kunstprojekt. Aber genau das ist Christiania auch. Die Menschen hier leben bewusst anders und möchten das auch zeigen.

Abseits der Hauptwege wird es ruhiger. Viele Touristen bleiben auf den ausgeschilderten Wegen, was auch sinnvoll ist, denn in den Wohnbereichen sollte man sich zurückhalten. Ich empfehle dir, die Pfade entlang der Kanäle zu erkunden – dort findest du wunderschöne, oft selbst gebaute Häuser direkt am Wasser, umgeben von Schilf und Blumen. Hier zeigt sich die friedliche Seite Christianias.

Besonders gefallen haben mir auch die kleinen Ateliers und Läden, in denen lokale Künstler ihre Werke verkaufen. Du findest dort handgemachte Kleidung, ausgefallenen Schmuck, Gemälde oder originelle Postkarten. Wenn du Glück hast, triffst du die Künstler direkt vor Ort – viele sind offen für ein Gespräch.

Aber: Achte die Schilder, auf denen oft steht "no photo". Ignorierst du dies, werden die Bewohner schnell ungemütlich.

Die Pusher Street

Ein Name, der fast immer im Zusammenhang mit Christiania fällt, ist die Pusher Street. Sie war jahrzehntelang ein umstrittener Teil des Viertels – bekannt für den offenen Verkauf von Cannabis. Die rund 200 Meter lange Straße wurde von improvisierten Ständen gesäumt, oft abgedeckt mit Tüchern oder Planen. Dazwischen: ein würziger Geruch, gedämpfte Stimmen und viele Hinweise darauf, dass man hier nicht fotografieren darf.

Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich bei einem früheren Besuch mit gemischten Gefühlen durch diese Straße ging. Es war faszinierend, aber auch irgendwie angespannt. Man wusste nicht so recht, wie man sich verhalten sollte – und viele Touristen waren verunsichert.

Doch das hat sich inzwischen geändert: Im April 2024 haben die Bewohnerinnen und Bewohner von Christiania selbst die Pusher Street zurückgebaut – Stein für Stein. Damit wollten sie ein klares Zeichen setzen: gegen Drogenhandel, gegen Bandenkriminalität und für eine neue, friedlichere Zukunft ihrer Gemeinschaft.

Schild Pusherstreet Christiania Kopenhagen geschlossen
Schild in der Pusherstreet in Christiania, Kopenhagen: geschlossen. Fotos erlaubt.

Wenn du heute durch das Areal läufst, wirst du nur noch vereinzelt Überreste sehen. Statt Stände und Betonbarrikaden gibt es nun offene Flächen. Es wirkt luftiger, zugänglicher – und man spürt die Aufbruchsstimmung. Dennoch solltest du dich weiterhin respektvoll verhalten: Fotografieren ist in einigen Bereichen immer noch unerwünscht, und auch wenn die Pusher Street Geschichte ist, bleibt Christiania ein Ort mit besonderen Regeln.

Ich fand diese Veränderung positiv. Der Druck durch organisierte Kriminalität hat über Jahre hinweg das eigentliche Konzept von Christiania überschattet. Dass die Bewohner jetzt selbst aktiv wurden, zeigt, wie wichtig ihnen ihre Autonomie und der ursprüngliche Gedanke hinter der Freistadt sind.

Das Wohngebiet abseits der Hauptwege

Nach dem Trubel rund um die ehemaligen Bereiche der Pusher Street verändert sich die Stimmung spürbar – es wird ruhiger, fast idyllisch. Wenn du den Hauptwegen folgst und dich in Richtung der Kanäle bewegst, öffnet sich Christiania von einer ganz anderen Seite. Zwischen Bäumen, Wiesen und Gärten stehen kleine, oft windschiefe Häuser, viele davon selbst gebaut. Hier wohnen die Menschen, die Christiania zu dem machen, was es ist.

Überall stehen Fahrräder, Holzbänke, Hängematten. Es wirkt fast wie ein dänisches Mini-Dorf mitten in der Großstadt Kopenhagen, nur eben mit anarchistischem Charme.

Ich bin bewusst auf den Hauptwegen geblieben, denn das Wohngebiet ist kein Freilichtmuseum. Viele Einheimische leben hier zurückgezogen und wünschen sich, dass ihre Privatsphäre respektiert wird. Das bedeutet: nicht überall fotografieren, keine Fenster „besichtigen“ und auf kleine Schilder achten, die auf private Bereiche hinweisen.

Tipps für deinen Besuch in Christiania

1. Besuchszeit

Besuche Christiania am besten tagsüber zwischen 10 und 16 Uhr. Am Vormittag ist es noch ruhig, später öffnen die Cafés und Ateliers. Abends kann es unübersichtlich werden. Es finden immer irgendwo Konzerte statt.

2. Verhalten & Fotografieren

In vielen Bereichen ist Fotografieren verboten – vor allem im früheren Bereich der Pusher Street und in den Wohnstraßen. Achte auf Hinweisschilder. Grundregel: Kamera weg, wenn du dir unsicher bist. Respektvolles, zurückhaltendes Verhalten wird geschätzt.

3. Orientierung & Geländegröße

Christiania ist größer, als viele denken. Am Eingang findest du eine Karte mit den wichtigsten Bereichen. Bleibe auf den Hauptwegen, wenn du zum ersten Mal dort bist.

4. Kunst & Highlights nicht verpassen

  • Green George von Thomas Dambo: Eine übergroße Holzfigur aus recycelten Materialien. Der Riese sitzt inmitten eines freien Platzes am Rande von Christiania. Er ist Teil von Dambos internationalem Kunstprojekt und ein beliebtes Fotomotiv – hier ist Fotografieren erlaubt.
  • Wandgemälde von Rasmus Balstrøm: Direkt hinter Green George, thematisch passend gestaltet, ebenfalls sehenswert.
  • Überall im Viertel findest du bunte Hauswände, Graffitis, kleine Galerien und Skulpturen – ein kreatives Gesamtkunstwerk.
Holzriesen Geheimtipp Koppenhagen
Einer der Holzriesen sitzt auch in Christiania, dem alternativen Viertel in Kopenhagen

5. Cafés & Läden

Einige Cafés öffnen gegen Mittag. Es lohnt sich, dort einen Kaffee zu trinken oder in kleinen Shops nach handgemachten Souvenirs zu stöbern. Kartenzahlung ist meist möglich.

6. Zeit einplanen

Plane für den Besuch 1,5 bis 2 Stunden ein – besonders, wenn du durch das Wohngebiet am Wasser spazieren oder eines der offenen Cafés besuchen möchtest.

7. Lage und Hinkommen

Am besten per Fahrrad oder mit dem Bus 2A bis Bodenhoffs Plads. Von dort sind es nur wenige Schritte bis zum Haupteingang an der Prinsessegade.

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Mehr Informationen

Lohnt sich Christiania? Mein Fazit

Ja, ein Besuch der Freistadt Christiania in Kopenhagen lohnt sich nach wie vor. Aber nur, wenn du weißt, was dich erwartet und offen für alternative Lebensformen bist. Christiania ist kein klassisches Sightseeing-Ziel, sondern ein Ort mit Ecken und Kanten. Du bekommst einen Einblick in eine selbstverwaltete Gemeinschaft, siehst Kunstwerke wie Green George, läufst durch bunte Straßen und spürst die kreative Energie dieses ungewöhnlichen Stadtteils.

Trotz früherer Probleme rund um die Pusher Street habe ich mich bei meinem letzten Besuch sicher gefühlt – auch, weil sich die Stimmung durch den Rückbau deutlich verändert hat. Wer respektvoll auftritt und sich an die Regeln hält, wird hier herzlich aufgenommen.

Ich empfehle dir, etwa 1,5 bis 2 Stunden für deinen Besuch einzuplanen und Christiania z. B. als Zwischenstopp bei einer Radtour einzubauen – so wie ich es in meinem 3-Tage-Kopenhagen-Guide vorgeschlagen habe. Danach kannst du entspannt weiter in Richtung Innenstadt oder zum Nyhavn spazieren.

Christiania ist ein Kontrastprogramm zu den klassischen Sehenswürdigkeiten, genau das macht den Reiz für mich aus.

Hast du weitere Fragen zur Freistadt Christiania?

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Katrin Lehr, Gründerin Reiseblog viel-unterwegs.de und Reise-Expertin
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