Da ich immer wieder E-Mails und Nachrichten auf Social Media erhalte, dass ihnen Unterkünft im Kruger Nationalpark nicht zusagen, aber ihnen Game Reserves in privatem Besitz zu teuer sind, habe ich euch die Unterschiede aufgeschrieben. Dazu verrate ich eine kostengünstigere Option, ganz nah an Tiere heranzukommen. Ich habe wirklich keine Zeit, jede einzelne Anfrage dazu zu beantworten. Darum folgt hier das Wichtigste kurz zusammengefasst.

Hier sind die Unterschiede schnell erklärt

  • Private Game Reserve: Unterkunft in komfortablen Lodges "all-inclusive" mit eigenem Ranger und 2 bis 3 Pirschfahrten
  • Nationalpark: Günstiger, auf eigene Faust und einfacher Unterkünfte oder Camping. Es gibt (schlechte) Restaurants oder Selbstverpflegung
  • Weniger andere Touristen in privaten Wildreservaten, somit weniger Autos und alles ist entspannter
  • Private Wildreservate: Ranger durfen unbefestigte Straßen verlassen, im Nationalpark müssen alle auf geteerten Straßen bleiben.
  • Nationalpark: Bindung an Öffnungszeiten, selten nächtliche Pirschfahrten (nur geführt), im Wildreservat flexibler, was das angeht. Ranger sind nicht an Zeiten gebunden.
  • Einzigartiges Safari Erlebnis in Game Reserves, aber auf eigene Faust Tiere zu entdecken hat auch seinen Reiz

Was ist ein Private Game Reserve?

Wenn du dich in Südafrika für eine Safari interessierst, wirst du schnell auf den Begriff "Game Reserve" stoßen. Ganz gleich, ob im Greater Kruger oder entlang der Garden Route. Game Reserves sind private Parks in Privatbesitz. Sie bieten dir exklusivere Möglichkeiten bei Pirschfahrten.

Diese Areale sind also ein privates Reservat, indem es exklusive Unterkünfte gibt, die dir Safaris (Game Drives = Pirschfahrten) und Bush Walks anbieten. Die Unterkünfte sind oft 4- 5-Sterne Lodges im High-End Bereich und sehr exklusiv. Hier arbeiten die am besten ausgebildeten Ranger und Fährtenleser in Südafrika. Sie haben eine gute Ausbildung (oft bei EcoTraining, die in Südafrika Ranger ausbilden) und ein riesiges Fachwissen über die Tierwelt, Pflanzenwelt und die klimatischen Gegebenheiten besitzen.

Buchst du den Aufenthalt, ist meist ein Morning- und ein Afternoon-Game Drive inkludiert. Oft auch Walking Safaris zu Fuß (am Nachmittag) oder Night-Game-Drives (liebe ich). In sehr exklusiven Lodges wie Sabi Sands (Earth Lodge) oder Klaservie bekommst du deinen persönlichen Ranger zugeteilt. Er oder sie ist immer dabei, wenn du eine Aktivität hast.

Die Fahrten finden in der Regel in offenen 4x4 Autos statt. Diese Autos sind speziell für Safaris modifiziert. Es handelt sich meist um Toyota Landcruiser oder Land Rover. In Südafrika gibt es dazu ganz vorne einen Sitz für einen Fährtenleser. Er ist oft aus einer der umliegenden Gemeinden und mit der Umgebung und Tierwelt aufgewachsen. Er sieht Dinge, die du nicht siehst.

Natürlich ist der Preis in einem privaten Game Reserve um einiges höher als im Rest Camp von SAN Parks im Kruger-Nationalpark.

In diesen Privaten Game Reserves war ich bereits:

  • Sabi Sabi (Sabi Sands, Greater Kruger)
  • Klaserie Private Nature Game Reserve (Greater Kruger)
  • Timbavati Privat Nature Game Reserve (Greater Kruger)
  • Karongwe Game Reserve (mit EcoTraining, Greater Kruger)
  • Pridelands Game Reserve (mit EcoTraining, Greater Kruger)
  • Gondwana Game Reserve: Safari an der Garden Route

Unterschied Nationalpark vs. Private Game Reserve

Hier habe ich die größten Unterschiede zwischen einem Nationalpark wie dem Krüger und einem privaten Game Reserve aufgeschrieben.

Private Game Reservate sind exklusive Gebiete zur Tierbeobachtung

Es gibt Private Reservate, die besonders beliebt und bekannt sind. Eines der besten und exklusivsten ist das Sabi Sabi Private Game Reserve mit 6500 ha im südwestlichen Teil des Krüger-Nationalparks (Greater Kruger National Park). Es ist vor allem für die Dichte an Wildkatzen bekannt, die hier zu Hause sind. Sogar ein Spitzmaulnashorn habe ich vor Jahren hier sehen können. Die sind wirklich extrem selten und dürfen nie mit Geokoordinaten getagged, fotografiert und hochgeladen werden.

Auf den Raum gesehen sind hier viel weniger Safari-Gäste und somit weniger Autos unterwegs, als im Nationalpark. Das bedeutet auch, dass bei einer Sichtung eines seltenen Tiers maximal 2 bis 3 Autos hier sind. Die Tierbeobachtung ist viel entspannter.

Selbst fahren vs. geführte Touren

Im Kruger Nationalpark sowie allen anderen Nationalparks in Südafrika darfst du auch auf eigene Faust fahren, solange die Gates geöffnet sind. Sobald es dunkel wird, musst du allerdings aus dem Park bzw. im Rest Camp zum Übernachten sein. Die Straßen sind geteert und mit einem normalen Mietwagen gut zu befahren. Du benötigst keinen 4x4 und kannst auf eigene Faust in deiner Geschwindigkeit losfahren.

Nachteil: Du darfst nur in Restcamps und ausgewiesenen Stellen austeigen. Beim privaten Reservat erlaubt es der Ranger, kurz die Bush-Toilette zu nutzen oder zum Sundowner das Fahrzeug zu verlassen.

In Privaten Game Reservaten darfst du nur bis zur Unterkunft selbst fahren. Eigene Game Drives sind tabu. Für den einen mag das wie ein Nachteil erscheinen, ich sehe es als Vorteil. Du bist im privaten Park mit einem eigenen Ranger im geeigneten, offenen Safari Autp unterwegs. Du sitzt viel höher, hast eine bessere Sicht und bekommst viele Infos vom Ranger vermittelt. Selbst ich als alter Hase nach mehr als 50 Game-Drives in Afrika höre immer wieder gerne Dinge zum Verhalten der Tiere, lerne neue Vögel kennen oder neue Spuren zu lesen.

Du bist hier mit absoluten Profis unterwegs, dass du kein Tier siehst, ist ziemlich unwahrscheinlich. Denn die privaten Reservate haben nicht selten eine höhere Tierdichte. Nachdem ich 2 Wochen in einem Camp verbracht habe, kenne ich den Vorteil eines bestimmten Gebiets. Die Tiere haben ihren "Circle of Life". Das bedeutet, man kann davon ausgehen, dass Giraffen alle paar Tage sicher an einen Ort kommen, um Salz zu lecken, um wichtige Mineralien zu sich zu nehmen. Das bedeutet, man kennt die gewohnten Tiere nach einer gewissen Zeit. Da wir allerdings nicht im Zoo sind, ändern Tiere ihr Verhalten auch mal. Vor allem Löwen, Geparden und Leoparden haben gewiss ihre liebsten Gebiete, aber sie zu finden, kann manchmal trotzdem eine gewisse Aufgabe sein.

In Nationalparks kannst du über die SAN Parks Seite auch geführte Touren buchen. Diese finden aber oft in größeren Fahrzeugen statt. Dafür sind die Pirschfahrten günstiger. Die Ranger haben in der Regel dieselbe Ausbildung wie in privaten Reservaten. Du kannst auch Safaris zu Fuß buchen und manchmal sogar nächtliche Pirschfahrten. Von der Qualität empfand ich die in privaten Gebieten besser. Was nichts mit der Sichtung zu tun hat.

Querfeldein statt Fahren auf der offiziellen (asphaltierten oder unbefestigten) Straße

In Privaten Wildreservaten dürfen Ranger die Straßen mit ihren Autos verlassen, wenn ein Tier gesichtet wird. Querfeldein ist das ultimative Erlebnis bei einem Game Drive.

Uhrzeiten und Night Game Drives

In Nationalparks bist du an Öffnungszeiten gebunden. Du darfst nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf der Straße unterwegs sein. Das hat den Nachteil, dass du nachtaktive Tiere (Bushbabies, Chamäleons) praktisch nie zu Gesicht bekommen wirst. Im Gegensatz dazu ist eine nächtliche Pirschfahrt in einem privanten Game Reserves Teil des Programms. Für mich ein Highlight, denn dabei konnten wir öfter Leoparden auf der Jagd über Stunden beobachten. Trifft dies zu sind Ranger flexibel und können in Absprache mit dir und der Küche auch mal länger unterwegs sein als geplant. In privaten Reservaten gibt es für Ranger keine Beschränkung.

Budget

Ein Aufenthalt in einem Game Reserve enthält neben der Übernachtung und 2 bis 3 Mahlzeiten am Tag mindestens 2 bis 3 Pirschfahrten oder eine Walking-Safari zu Fuß mit eigenem Ranger. Die Unterkünfte sind luxuriös und haben alle 4 bis 5 Sterne. Dadurch sind Game Reserves um einiges teurer als die Rest Camps in Nationalparks. Dafür kannst du im Nationalpark selbst kochen und grillen. Vorteil: Du sparst einiges an Geld.

Gemeinsamkeiten

Sowohl Nationalparks als auch Private Game Reserves haben sich dem Tierschutz verschrieben. Der Unterschied besteht darin, dass die Nationalparks in staatlichem Besitz sind und die Game Reserves in privatem. Es kommen immer mehr private Reservate im Greater Kruger – so nennt man die Gebiete um den Krüger herum – die einst Hunting Reserves (Jagdreviere) waren. Daher kann es sein, dass es in neueren privaten Reservaten noch weniger Tiere gibt. Es kann aber auch andersherum laufen, wenn die Zäune zwischen dem privaten und dem Kruger Nationalpark abgerissen werden, und die Grenzen unsichtbar werden. Tiere können dann wieder uralte Wege gehen, die ihnen lange Zeit verwehrt waren.

Der Vorteil im Tierschutz liegt darin, dass in privaten Reservaten mehr dafür getan werden kann, da mehr Geld vorhanden ist. So konnte ich dabei sein, wie in Zusammenarbeit mit Unternehmern (Geldgeber), GVI und EcoTraining Nashörner in einem bestimmten Areal eines Reservates enthornt wurden. Dies ist jedoch kontrovers diskutiert (ich schreibe einen separaten Beitrag dazu). Das Video dazu kannst du hier auf YouTube ansehen.

Man sagt, Nationalparks und die Regierung seien korrupt. South African Airways erlaubt nach wie vor das Transportieren von Jagdtrophäen. Warum? Es ergibt keinen Sinn. Außerdem lässt sich die Regierung die Genehmigung von einer Enthornung gewaltig bezahlen. Es ist verdammt teuer, der Aufwand ist hoch. Für uns nicht nachzuvollziehen.

Privates Reservat: Alles für den Kunden

Was in manchen privaten Reservaten allerdings überhandnimmt und mir sauer aufstößt, es geht zu wie im Zoo. Man hat Radios (Funkgeräte) und kommuniziert mit anderen. Es gibt spezielle Frequenzen für Löwen, Elefanten, Leoparden, usw. Am Morgen wird man gefragt, welche Tiere man heute gerne sehen würde, und natürlich wird dann alles probiert, damit die Kunden, die viel Geld bezahlen, glücklich sind. Es gibt ein spezielles Reservat, in dem man diese Praktiken betreibt. Ich bevorzuge daher Orte wie das Klaserie Private Nature Reserve oder das Timbavati Private Nature Reserve, welche zu den beiden größten Wildreservaten gehören. Hier sind Sichtungen keine Garantie, aber dafür ein unvergessliches Erlebnis.

Höhere Tierdichte

Da private Wildreservate oft kleiner sind und oft Zäune vorhanden sind, ist die Tierdichte oft größer. Die Herden dafür oft kleiner. Eine riesige Elefantenherde triffst du in privaten Wildreservaten seltener an als im Addo Elephant Park, Kruger Park oder Hluhluwe. Das Gelände ist außerdem oft beschränkt, sodass es nur einen Leoparden oder Geparden gibt. Für mehr ist schlichtweg kein Platz im Revier.

Die Lösung: eine Mischung aus beidem

Meine Lösung für alle, denen ein privates Game Reserve zu teuer ist, die aber hautnah an den Tieren dran sein möchten, lautet: Eco Training oder GVI. EcoTraining bildet sämtliche Ranger in Südafrika und immer öfter auch in Botswana und Kenia aus, die dich herumfahren. GVI ist eine Institution, die sich mit Bushwise zusammengetan hat, um neben Tierschutzprojekten und Volunteering auf der ganzen Welt auch in Südafrika Reisenden einen Einblick von 1 bis 2 Wochen (natürlich auch länger) zu ermöglichen.

Ich war selbst in Südafrika mit EcoTraining beim Schnupper Rangerkurs und zum ecoQuest für 2 Wochen in der Masai Mara in Kenia. In Zusammenarbeit mit GVI war ich beim Rhino Dehorning dabei (hier das Video zum Rhino Dehorning ansehen).

Meine Empfehlung und Fazit

Es gibt kein richtig oder falsch bei der Wahl: Nationalpark oder Game Reserve. Es kommt darauf an, wie dein Budget ist, ob du das erste Mal auf Safari gehst und welche Art der Tierbeobachtung du bevorzugst. Ich mag beides. Da ich allerdings mehrfach Ranger Kurse besucht und sehr viel Erfahrung sammeln konnte, finde ich mittlerweile auch Tiere, die ein anderer nicht so schnell entdeckt. Ich kann Spuren lesen und erkenne anhand der Landschaft, ob ich hier ein bestimmtes Tier finden könnte. Denn Gras ist nicht gleich Gras.

Falls du eine Mischung aus beidem erleben möchtest, solltest du dir unbedingt die Schnupperkurse bei Eco Training oder die Conservation Projekte von GVI ansehen. Hier wohnst du in Camps oder luxuriösen Unterkünften in den Game Reserves, und hast keine Zäune. So nah ran kommst du nirgendwo anders für diesen Preis und trägst dazu was zum Tierschutz bei.

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Katrin Lehr, Gründerin Reiseblog viel-unterwegs.de und Reise-Expertin
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