Zu einem Kapstadt Besuch gehört für mich unbedingt ein Besuch auf Robben Island. Wenn ich an Robben Island denke, fällt mir sofort ein Name ein: Nelson Mandela.
Tickets für Robben Island sind schwer erhältlich. Vor allem zur Hauptreisezeit ab November muss man mindestens 1-2 Monate davor die Tickets bestellen. Das Schild an der Kasse am Eingang bestätigt mir ebenfalls, dass alle Touren für die nächsten zwei Wochen ausverkauft sind.
Tatsächlich, die Fähre ist mit Touristen und Einheimischen vollgepackt, als wir die Fahrt zu einem der bekanntesten Gefängnisse der Welt aufbrechen. Nelson Mandela hat hier die meiste Zeit seines erwachsenen Lebens verbracht. Robben Island.
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Robben Island-Tour: Der Weg zum Hochsicherheitgefängnis
Durch seine ideale Lage nur 12 km von Kapstadts Küste entfernt wurde Robben Island im 16. Jahrhundert durch Holländer ersstmals zu einer Gefängnisinsel. Unten den Briten wurde die Insel zur Quarantänestation für Leprakranke. Ein alter Friedhof der Lepraopfer zeugt noch heute davon.
Am bekanntesten war die Insel sicher zu Zeiten der Apartheid, als das Gefängnis 1961 zum Hochsicherheitsgefängnis umgewandelt wurde. Zwischen 1961 - 1991 wurden hier mehr als 3000 (schwarze) Widerstandskämpfer inhaftiert. Der letzte von ihnen wurde erst im Dezember 1996 freigelassen.
Danach wurde das Gefängnis zur nationalen Gedenkstätte und Freilichtmuseum erklärt. 1999 nahm die UNESCO die Insel in die Liste des Weltkulturerbes auf.
Das Robben Island Musem bietet jeden Tag geführte Touren an, um einen Einblick in die Geschichte des Landes zu bekommen. Das besonders beeindruckende: Zur Zeit werden die Führungen - wie auch auf Alcatraz - noch von ehemaligen Insassen geleitet. Einen tieferen Einblick kann man nicht bekommen.
Fahrt nach Robben Island
Die Abfahrtsstelle befindet sich direkt an der V & A Waterfront am Nelson Mandela Gangway in Kapstadt. Nach einer etwa 30 minütigen Fahrt mit dem Boot, auf welcher wir von einem Delfin begleitet werden, erreichen wir die vom Festland 12 km entfernt gelegene Insel.
Bei der Überfahrt nach Robben Island bieten sich uns wunderschöne Ausblicke. Vermutlich hat man hier sogar die besten Aussichten auf das Panorama der Stadt mitsamt Tafelberg. Die spektakuläre Lage und Ansichten konnten die wenigsten der „Bewohner“ genießen. So nah und doch so fern.
Bei der Einfahrt im Hafen von Robben Island (Murray’s Bay Harbor im Osten der Insel) begrüßen uns Scharen von Möwen und der beißende Gestank der doch so niedlichen Robben. Im Stundentakt legen hier Fähren an und Hunderte Touristen strömen von Bord. So reihe auch ich mich in das dichte Gedränge ein.
Die Tour beginnt
Direkt beim Verlassen der Fähre werden wir in Gruppen für die bereits wartenden Busse aufgeteilt. Die Rundfahrt über die Insel zu all den historischen Orten beginnt. Wir durchfahren die Toreinfahrt über welcher noch immer auf Afrikaans und Englisch das Motto der Wärter „Wir dienen mit Stolz“ prangt.
Wir passieren den Friedhof der Lepraopfer und Robert Sobukwe’s Haus in welchem er in Einzelhaft gefangen war. Vorbei an einem Geisterdorf mit anglikanischer Kirche. Hier wohnten die Gefängniswärter mit ihren Familien. Sogar einen Golfplatz gab es - erbaut von Häftlingen.
Auch die Straße über die wir fahren wurde von Insassen gebaut. Mit Material aus dem Steinbruch, welchen wir als nächstes passieren. Die Arbeit hier war nicht nur hart, sondern vor allem im Winter waren die Insassen extremsten Bedingungen ausgesetzt.
Viel schlimmer noch war, dass der weiße Kalkstein feine Staubpartikel freisetzte, die Lunge und Augen verätzten. Durch die zusätzliche Sonneneinstrahlung wurde das Licht auf dem Kalkstein so stark reflektiert, dass Nelson Mandelas Augen stark geschädigt waren. Er durfte bis zu seinem Tod nur noch ohne Blitz fotografiert werden. Andere wurden fast Blind von dieser Zwangsarbeit.
Das Innere des Hochsicherheitsgefängnis
Zum Abschluss verlassen wir die Busse, und gehen zum Eingang des Gefängnis:
Wir betreten das ehemalige Hochsicherheitsgefängnis auf Robben Island
Der beklemmendste Teil beginnt:
Hier empfängt uns Sparks, der 1983-1990, also 7 Jahre seines Lebens auf Robben Island im Hochsicherheitsgefängnis verbrachte. Er führt uns zum ersten Gebäude.
Beim Betreten des schmalen Gangs berichtet Sparks, dass sich hier die neu ankommenden Häftlinge komplett entkleiden mussten, um die Gefängniskleidung anzulegen. Seine tiefe eindringliche Stimme und die große Erscheinung (er erinnert mich an John Coffey aus The Green Mile) unterstreichen die aussichtlose Situation. Er spricht langsam, abgehackt und sehr laut.
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Mehr InformationenEr bittet uns, in einer großen Zelle Platz zu nehmen. In diesem Raum wurden 60 Menschen gefangen gehalten. Irgendwie beklemmend wenn ich überlege, dass gerade nicht einmal Stockbetten aufgestellt sind.
Hier wurden die Gefangenen in vier Sektionen aufgeteilt: Sektion A - D. Insassen in Sektor A hatte die meisten Privilegien, Sektion D die wenigsten. Diese Gefangene hatten keinen Kontakt zu einem der anderen Bereiche. Besonders Schwarze wurden gepeinigt und gequält.
Unterschiede zwischen B und C "Diets" wurden die unterschiedlichen Mahlzeiten genannt:
Nelson Mandela schrieb in seiner Biographie Der lange Weg zur Freiheit: "Hier ist Dein brauner Zucker für den Maisbrei. Du weißt ja, der weiße Zucker ist für uns Weiße reserviert". Nur eines der alltäglichen Unterdrückungsrituale.
Sowohl im Sommer wie auch Winter durften sie nur kurze Hosen und T-Shirts tragen. Schuhe gab es nicht. Ihr Bett bestand aus einer dünnen Matte mit Decke auf dem kalten Steinboden.
Auch Wasser gab es nur an drei Tagen der Woche: Montags, mittwochs und samstags. Warmes Wasser gab es überhaupt nicht - auch nicht im kalten Winter. Der Doktor kam nur einmal pro Woche: Mittwochs. Wurde man an einem anderen Tag krank hatte man Pech.
Morgens mussten sie für vier Stunden im Kalksteinbruch arbeiten, mittags hatten sie Freizeit. Oft verbrachten sie die Nachmittage mit Fußball spielen im Hof. Bereits gegen 14.30 Uhr gab es Abendessen - die letzte Mahlzeit am Tag.
Tagesablauf der schwarzen Insassen auf Robben Island
- 5.30 Uhr: Aufstehen, Zelle aufräumen.
- 6 Uhr: Frühstück aus Maisbrei (Mealie Pap) und Maiskaffee. (Für Schwarze gab es weder Brot noch Marmelade; Coloureds und Asiaten bekamen dies hingegen)
- 7 - 11 Uhr: Arbeit im Steinbruch.
- 14.30 Uhr: Abendessen: jeden zweiten Tag altes Fleisch.
- 15 - 6 Uhr: Zelleneinschluss, Lesen, Lernen und Schlafen (Soweit man Bücher hatte)
- Wer wie ich schon einmal Pap (so wird der Maisbrei genannt) gegessen hat weiß, wie trocken und klebrig das Zeug ist. Und das täglich, manchmal als Bestrafung wochenlang. Unvorstellbar.
Wir gehen über einen Innenhof, wo Sparks uns mehr von seinem Tagesablauf und Nelson Mandela erzählt, zum nächsten Trakt.
Nelson Mandelas Zelle auf Robben Island
Wir betreten Sektor B, in welchem sich Nelson Mandelas Zelle befand. Ein langer schmaler Gang zwingt uns, hintereinander zu laufen.
Sparks bleibt stehen und ich erhasche einen Blick hinter die Zellentüre. Zwei auf zwei Meter - das die Größe einer Zelle. Ein kleiner Tisch, eine Matte, Teller, Tasse und ein roter Blecheimer welcher als Toilette diente. Mehr nicht.
Ein kleines Fenster gewährt einen Blick nach draußen.
Auf dieser Fläche hat Nelson Mandela als Häftling Nummer 466/64 in Zelle 5, 18 Jahre seines Lebens verbracht. Mit seinen Händen waren die Wände fast gleichzeitig greifbar, so winzig ist dieser Raum. Er durfte nur 30 Minuten Besuche empfangen - im Jahr!
Facts about...Nelson Mandelas Zelle:
In Nelson Mandelas Zelle liegt bei meinem Besuch nur noch eine Decke am Boden, daneben ein Hocker und ein Toiletteneimer. Doch damals sah die Zelle anders aus: Mandela hatte ein Bett, einen Tisch, ein Regal mit Büchern und Fotos von Winnie und seiner Familie in der Zelle.
Zur Öffnung des Gefängnis Mitte der 90-er Jahre war das Bett noch in der Zelle. Es wurde jedoch vor ein paar Jahren entfernt. Warum? Das weiß vermutlich niemand.
Das Ende der Robben Island-Tour: Wir verabschieden uns von Sparks
Beim Verlassen des Gefängnishofs schüttelt uns Sparks noch einmal die Hand und bedankt sich für unser Interesse an der Geschichte von Robben Island und ihm.
Warum er sich für diesen Job entschieden hat? „Ich möchte diese einprägsame Zeit meines Lebens anderen erzählen. Ich will die Geschichte erzählen, denn sie darf nicht in Vergessenheit geraten. Wer kann dies besser machen als jemand wie ich, der jahrelang hier eingesperrt war?“
Beeindruckender hätte eine Geschichtsstunde nicht sein können.
Nach ca. 3 Stunden Aufenthalt auf Robben Island verlassen wir die Insel und fahren zurück nach Kapstadt. Eine schnelle Geschichtsstunde mit vielen Eindrücken ist vorbei.
Informationen zur Robben Island-Tour
Tickets bestellst du am besten vorab hier im Internet da die Tickets oft ausverkauft sind. Resttickets gibt es direkt an der V & A Waterfront am Nelson Mandela Gangway.
Weitere Infos zu Robben Island findest du auf der toll gemachten Webseite: robben-island.org.za/
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