Zu Besuch in der Eisbärenhauptstadt in Kanada

Ein großes Weibchen im dicken weißen Fell ist früh an der Hudson Bay angekommen. Sie interessiert sich nicht für uns oder ihre Artgenossen und zieht sich zurück. Sie ist hager, doch die Zeit zu Fressen hat noch nicht begonnen. Darum ruht sie sich aus, spart ihre letzte Energie und vermeidet den Blick auf uns mit Kameras gewappneten Besuchern.

churchill-eisbaer-wartet

Ortswechsel. Wir befinden uns in Churchill am Rande der Arktis. Ein junger Eisbär hat keine Geduld mehr zu warten. Er verlässt die Bucht um in Churchill nach Nahrung zu suchen. Nur ein klein wenig im Müll naschen, um seinen Hunger zu lindern. Ein Fehler. Denn somit verstößt er gegen die Regeln und wird als „Ärgernis“ deklariert.

Er wird in die „Polar Bear Holding Facility“ gebracht. Es sei kein Gefängnis, betonen die Einwohner Churchills. Von außen schön anzusehen, im inneren gibt es nur Käfige, durch hohe Wände voneinander getrennt. Hinein dürfen wir nicht. Kontakt mit Menschen ist verboten. Immerhin.

Polar Bear Holding Facility Churchill
Polar Bear Holding Facility Churchill

Ein deutsches Wort für Holding wäre am ehesten „festhalten“. 30 Tage Isolation. Danach wird er ausgeflogen. Richtung Nunavut, wo noch Quoten zum Abschuss der Eisbären existieren.

Dieses Drama wiederholt sich ab Oktober immer wieder in Churchill, Manitoba. Die kanadische Kleinstadt am Rand der Hudson Bay nennt sich „Polar Bear Capital of the World“ - die Eisbärenhauptstadt der Welt.

Jahr für Jahr Anfang Oktober sammelt sich hier die südlichste Bevölkerung an Eisbären (Polar Bears) an der Hudson Bay. Für manche Menschen zu nahe, um auf die Bildung von Meereis zu warten. Dann ist der Zugang zu ihrer bevorzugten Beute, den Robben (Ringed Deals) da. Sie verlassen das Festland Richtung Norden und begeben sich mit Eisschollen hinaus aufs Mehr und gehen auf Jagd. Knapp tausend Eisbären leben rund um Churchill in freier Wildbahn.

An kaum einem anderen Ort der Erde lassen sich Eisbären so gut beobachten wie hier.

Churchill ist selbst ernannte Eisbären Hauptstadt der Welt

Wer Eisbären in freier Wildbahn erleben will muss weit reisen. Ich bin darum nach Churchill, Manitoba im Herzen Kanadas geflogen. Hier in der “Polar Bear Capital of the World” sind sie zuhause: die größten Landraubtiere der Welt.

Keine Straße führt hier her. Per Eisenbahn im Sommer, per Flugzeug im Winter und manchmal ein Schiff verbindet Churchill mit der restlichen Welt.

Eine Woche verbringe ich in der Eiskalten Tundra Kanadas. Zu Gast bin ich im Churchill Northern Studies Centre. Ende September sind die Temperaturen eigentlich angenehm.

Wir erwischen einen verfrühten Wintereinbruch. Es ist eisig, im besonderen der streng blasende Wind. Für die Bewohner ist das gut. Denn die bestehen ab Anfang Oktober aus Polarbären und die sind schließlich vom Aussterben bedroht.

Wird der Winter in diesem Jahr ein Guter? Friert die Hudson Bay frühzeitig zu? Wir wünschen es uns.

Permafrost Manitoba Churchill
Erster Frost in Churchill - wir haben Anfang Oktober.

Eisbären näher kommen

Wir haben diverse Touren und Aktivitäten unternommen, um den Königen der Arktis näher zu kommen. Allerdings aus sicherer Entfernung. Besonders wichtig ist, dass man die Tiere in ihrem natürlichen Umwelt nicht stört.

Außer Polarbären leben hier auch Polarfüchse, Rotfüchse, Schneehühner, Polarhasen, Schneeeulen und sogar Grizzlybären (diese im Sommer). Haltet die Augen auf, denn viele dieser Tiere sind echt schwer zu entdecken. Wir hatten Glück mit einem Polarhasen und einer Schneeeule. Schneehühner kreuzten ebenfalls unseren Weg. Ein Polarfuchs konnte ich nur im Zoo von Winnipeg sehen.

Helikoptertour über die Hudson Bay

Was gibt es schöneres, als bei einem Helikopterflug die Landschaft von oben zu erkunden? Nichts! Darum haben wir hier einen Heliflug unternommen.

Entspannt können wir entlang der Bucht Eisbären spotten (was sich als gar nicht so einfach entpuppte). Vereinzelt liegen die Bären entlang der Küste verteilt.

Aus der Vogelperspektive können wir außerdem den Übergang von Bucht zu Taiga und Nadelwald beobachten. Wir sichten sogar den ein oder anderen Elch! Wir erreichen außerdem Cape Churchill am Wapusk National Park. Dieser Park ist nur Forschern und wenigen anderen Menschen zugänglich.

Infos zur Tour:

  • Anbieter Hudson Bay Helicopter
  • Dauer etwa 45 Minuten (unserer Dauerte am Ende 1,5 h)
  • Tipp: Plant die Tour an einem eurer ersten Tage in Churchill ein. Unsere Tour musste aufgrund eisigen Temperaturen und somit kalten Winden mehrfach verschoben werden.

Wanderung entlang der Küste

Mit Nature 1st und Paul Ratson erleben wir eine Mischung aus „Sightseeing“ und Wanderung entlang der Hudson Bay und Churchill. Die Sichtung von Tieren ist nie gegeben dennoch immer möglich. Heute haben wir kein Glück –aber zu Fuß muss ich meine erste Eisbären Begegnung auch nicht haben.

Wir gehen zu Fuß rund um Bluff B (unter Birds Cove bei Locals bekannt). Können die Ithaca, ein in der Bucht auf Grund gelaufenes Schiff aus den 1960ern sehen. Die Crew wurde gerettet, das Schiff geplündert. Bei Ebbe könnt ihr auf das Boot klettern.

Paul zeigt uns seinen „Bear Banger“, eine Schreckschusspistole für den „Notfall“ wenn ein Eisbär zu nahe kommt. Gebraucht hat er diese Waffe nur zu Vorzeige-Zwecken wie bei uns. Er feuert einmal in die Luft um zu zeigen, welchen Lärm dadurch erzeugt wird.

Wir passieren außerdem eine aufgebaute Holzwand mit tiefen Fugen. „Eisbärenzähne“ und „Eisbärentatzen“ sagt Paul. Der Grund: Kommt ein Eisbär zu nahe an Churchill wird er in einem Käfig ins seit 1980 bestehende Eisbären Gefängnis transportiert. Da der Bär sich wehrt beißt und krallt er sich in die Holzwand. Diese Überbleibsel können wir eindrucksvoll begutachten.

Wir lernen bei dieser Tour über das Polar Bear Alert Program und die Polar Bear Holding Facility. Auch hier hören wir unterschiedliche Argumente und Ansichten zum Schutz der Tiere. Wir halten an der Bucht eine Hand ins Wasser und lernen: Jetzt waren wir in Nunavut. Denn das Meer gehört bereits zum Staat der Nunavut und nicht mehr Manitoba.

Infos zur Tour:

Tundra-Buggy-Tour

Durch die Lage Churchills’ zwischen arktischer Tundra und borealen Nadelwäldern gibt es hier keine Straßen. Darum steigen wir in einen Tundra Buggy um die Churchill Wildlife Management Area zu erkunden.

Tundra Buggy? Stellt euch vor, ein großer Container wird auf ein Fahrgestell eines Monstertrucks montiert. Das sind die Gefährte, mit denen wir uns bei dieser Tour auf den einst vom Militär angelegten Pisten mit 10 km/h pro Stunde fortbewegen. Natürlich sind diese Gefährte Allrad-Betrieben und für Eisbären (sollte einer zu nahe kommen) fast unerreichbar hoch.

Fast – denn unser Fahrer erzählt uns Anekdoten von Bären, die plötzlich zum Fahrerfenster hereinlugten. Die Könige der Arktis sind neugierig. Darum kann es manchmal sein, dass diese auf die hintere Besucherplattform lugen und sich aufrichten. Dann reicht ein Bär bis nach oben ans Geländer. Dies ist dessen ungeachtet nicht die Regel. Werbeprospekte vermitteln oft den Eindruck, klar das verkauft sich gut und auch ich habe heimlich davon geträumt, dass ein Eisbär genau dies tut.

Wir fahren den ganzen Tag entlang der Küste und sichten den ein oder anderen Eisbär. Ein prächtiges Weibchen tut uns den Gefallen recht nah an dem Balkon des Buggys vorbeizulaufen. Ich bin beeindruckt und überwältigt. Die grazile Art wie sie ihre Pranken auf den Boden setzt .Ich kann es nicht beschreiben und schieße ein Bild nach dem anderen. Als ich meine Finger vor eisigem Wind nicht mehr spüren kann, begebe ich mich wieder ins Innere.

Infos zur Tour:

  • Dauer der Tour: Ganzer Tag mit Snacks und heißer Schokolade
  • Webseite des Anbieters Frontiers North
  • Buchbar sind auch Packages mit An- und Abreise ab Winnipeg für einen Tag (finde ich zu kurz für Churchill)
  • Insgesamt gibt es nur 16 Permits für Tundra Buggys. Great White Bear, deren Gefährte Polar Rover genannt werden ist der einzige weitere Anbieter.

Churchill Northern Studies Centre (CNSC)

Eisbären, Belugawale, Subarktische Landschaften, Wildblumen und Nordlichter sind nur einige Dinge, für die Churchill berühmt ist. Ganz im Norden Kanadas, wo Taiga auf arktische Tundra trifft steht dasChurchill Northern Studies Centre. Eine aktive Forschungsstation 23 km außerhalb von Churchill. Das „LEED® Silver Centre“ lockt Forscher aus der ganzen Welt an.

Außerdem kann man auch als normaler Besucher unterschiedliche „Learning Vacations“ mit Experten buchen. Die Trips dauern in der Regel 5 -7 Tage. Denn nirgendwo sind Eisbären einfacher zu erforschen als hier. Sowohl für Forscher als auch für uns Touristen.

Gegründet im Jahr 1976 von der lokalen Gemeinde, Forschern von Universitäten und der Regierung ist das CNSC eine unabhängige non-profit Organisation (NGO).

Churchill Northern Science Centre
Churchill Northern Science Centre aus der Vogelperspektive beim Helikopterflug

Der Trip war toll, um Einblicke in die Forschungsarbeit zu erhalten und mehr über die „Feldarbeit“ vor Ort zu verstehen. Hier gehört auch dazu, dass in einem Container Salat und Kräuter angepflanzt werden („Rocket Green“). Dies ist besonders hier nötig, da die Versorgung mit frischen Lebensmitteln recht schwer ist.

Rocket Green

Ein besonderes Projekt im CNSC ist aktuell nicht die Erforschung der Eisbären sondern dem Anbau von Grünem. In einem etwa 12 Meter langen grünen Schiffcontainer wächst dank einem ausgeklügelten System Gemüse und Kräuter.

Da der grüne Container im Schatten der alten Churchill Rocket Research Range steht nannte man das Projekt kurz und knapp Rocket Green.

Woche für Woche können Carley Basler und ihr Team 400 frische Pflanzen ernten. Es dauert nur sechs Wochen vom pflanzen der Setzlinge bis zum ernten. Das ist ein unglaublicher Gewinn für Churchill. So hat jeder die Möglichkeit, an frisches Gemüse und Kräuter zu eine bezahlbaren Preis zu gelangen.

Rocket Green Churchill Northern Science Centre
Rocket Green - In einem etwa 12 Meter langen grünen Schiffcontainer wächst dank einem ausgeklügelten System Gemüse und Kräuter.

Infos zum Churchill Northern Studies Centre

Die Unterkünfte bestehen aus Schlafsälen die vier Personen Platz bieten. Es gibt eine Cafeteria/Kantine in der die Mahlzeiten gemeinsam eingenommen werden sowie diverse Klassenzimmer, in denen die Präsentationen stattfinden. Die Labore sind Forschern frei zugänglich, Touristen im Rahmen einer Tour zugänglich.

Es gibt den 360-Grad-Aurora-Dome zum Polarlichter beobachten sowie eine Art Terrasse, auf der ihr mit Stativen Nordlichter beobachten und fotografieren könnt. Alles Eisbären-sicher.

Diese Touren werden aktuell angeboten:

Ich würde am liebsten jede einzelne davon buchen und überlege sogar, …

Klimazonen Churchill
Rund um das CNSC könnt ihr die wundervolle Natur drei aufeinander treffender Klimazonen erkunden.
churchill-cnsc-aurora

Klimawandel und Eisbären

Dank Klimawandel lernen wir bei einem Vortrag im Northern Studies Centre, friert dieses mittlerweile 25-30 Tage später zu als früher. Gemessen werden diese Werte seit 1980. In der Regel schmilzt das Eis im Frühjahr rund 20 Tage früher.

Die Eisbären haben somit viel weniger Zeit, um sich eine Fettschicht anzufressen. Auch weniger Zeit, um das Überleben ihrer Jungen zu sichern.

Je früher das Eis aufbricht umso niedriger ist die Rate der Überlebenden.

Dieses Jahr scheint ein gutes für Eisbären zu sein: Wir sind bereits Anfang Oktober hier. Ein früher Wintereinbruch mit einer Kältewelle hat die Tundra fest im Griff. Wir sehen bereits jetzt eine dünne Eisschicht an manchen stellen.

Vereinzelt liegen ausgehungerte Eisbären schon jetzt an der Bucht verteilt herum, um auf das Eis zu erwarten. Unser Glück, denn so sehen wir diese weißen Riesen aus der Nähe. Natürlich nicht, um sie in ihrem Lebensraum zu stören.

Denn hier sind wir die Besucher. Darauf wird hier Wert gelegt. Ist ein Eisbären gestresst und läuft weg, lassen wir in gehen.

Churchill - klein, abgelegen jedoch besonders

Wer Begegnungen mit Eisbären erleben will, muss nach Churchill reisen. Das kleine Städtchen zählt nur noch rund 900 Einwohner. Das Leben ist hart, die Industrie hat den abgelegenen Ort längst verlassen. Der Hafen wurde schon vor 2 Jahren geschlossen.

Der kleine Ort am westlichen Ufer der Hudson Bay wirkt trostlos, die Perspektiven scheinen begrenzt. Zu meinem Besuch fährt nicht einmal der einzige Zug und somit auch einzige Verbindung übers Festland mach Winnipeg. Die Gleise dafür wurden 2017 bei einem heftigen Schneesturm zerstört.

Die einzige Verbindung ist eine Inuit Airline. Die Tickets sind teuer und für die meisten Einwohner nicht bezahlbar. Trotzdem ist Churchill für mich alles andere als langweilig.

(Update: Seit Premierminister Justin Trudeau zu besuch war, wurden die Gleise recht schnell repariert und seitdem rollt der Schienenverkehr wieder)

Was gibt es sonst noch in Churchill zu sehen?

Eisbären sind das eine Highlight, jedoch bietet Churchill viel mehr. Hier sind einige weitere Highlights für eine Reise in die Tundra Kanadas.

Nordlichter beobachten

Churchill liegt genau am Aurora Oval und gilt somit als weltweit bester Ort zur Sichtung von Polarlichtern (auch Nordlichter oder Aurora borealis genannt).

Das Forschungszentrum liegt sogar noch besser zur Beobachtung. Denn keine Lichtquellen stören die Sichtung am Nachthimmel. Mehr als 300 Tage im Jahr habt ihr theoretisch die Möglichkeit, Polarlichter in Churchill zu sichten. Speziell im Februar sind Touren zur Beobachtung im CNSC buchbar. Dank 360-Grad Aurora Dome, einer Glaskuppel im Zentrum muss man dazu nicht einmal hinaus in die Kälte.

Während meinem Besuch hatten wir jede Nacht Nordlichter. Mal mit mal ohne Wolken. Eine Nacht war ganz außergewöhnlich: Wir konnten die Lichter am Himmel mit bloßen Augen am Himmel tanzen sehen. Mit der Kamera kaum zu erhaschen, zu schnell sprangen die Nordlichter über den ganzen Nachthimmel. Uns standen Tränen in den Augen, so schön war dieser Moment, den wir alle ohne Kamera in der Hand genossen.

Macht euch auf kurze Nächte gefasst. Immer wenn man im Bett liegt klopft jemand an die Tür und schreit „Amazing Light“ – und glaubt mir, da bleibt keiner liegen.

Beste Reisezeit für Nordlichter: Das ganze Jahr über, allerdings ist im Februar und März die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, ausgefallen spektakuläre Polarlichter zu erleben.

Street Art „Sea Walls“

Wie ihr vielleicht wisst bin ich großer Street Art Fan. In Churchill gibt es sehr schöne Exemplare an Murals.

Um auf den Klimawandel hinzuweisen, wurde das Festival für die Sea Walls in Churchill ins Leben gerufen. Seit 2017 kommen Künstler aus der ganzen Welt, um im Juni für zwei Wochen die Wände mit tollen Murals zu verschönern.

  • Schaut euch die offizielle Webseite dazu an. Hier wird jedes Mural und die Bedeutung erklärt.

Hundeschlitten Tour

Wenn ihr in Churchill seid, solltet ihr eine Hundeschlitten-Tour machen. Das macht einfach Spaß und mit Glück sichtet ihr Eisbären oder sogar Wölfe (ich war überrascht wie riesig Wölfe sind. Fast wie in Game of Thrones).

Wir hatten die Gelegenheit mit David Daley und Wapusk Adventures eine Tour zu machen. Er selbst nimmt an verrückten Hundeschlitten-Rennen in der Arktis teil. Er selbsthat das mehrtägige Hudson Bay Quest Rennen (von Churchill bis Winnipeg) ins Leben gerufen.

Außer der Fahrt mit dem Hundeschlitten erzählt er über seine Philosophie und gibt einige Anekdoten seiner Rennen preis. Unter anderem, wie er selbst ins Eis brach und als erstes seine Hunde rettete. Äußerst Spannend!

Infos zur Tour

Hundeschlitten Churchill Wapusk Adventures

Istanitaq Museum (Eskimo-Museum)

Das sehr informative Eskimo-Museum Itsanitaq müsst ihr unbedingt erkunden, wenn ihr in Churchill seid. Es befindet sich in einem unscheinbaren Gebäude. Hier könnt ihr neben einem ausgewachsenen ausgestopften Eisbären posieren und erleben, wie groß die Bären in Wirklichkeit sind.

Auf den ersten Blick bietet das Museum eine bunte Ansammlung an Gegenständen. Auf den zweiten erkennen wir, dass es gefüllt mit Artefakten der Vorfahren der heutigen Inuit ist. Wirklich sehenswert. Die Angestellten haben uns einige besondere Stücke an Elfenbein-Schnitzereien gezeigt und dazu über die Geschichte erzählt.

Die Einwohner von Churchill - eine Geschichte für sich

Was wäre Churchill ohne seine Einwohner? Denn diese sind genauso einzigartig wie die Natur. Jeder Einzelne davon könnte ein Buch mit seiner Lebensgeschichte füllen.

Im Northern Studies Centre hatten wir im Rahmen von abendlichen „Cultural Talks“ und Präsentationen die Gelegenheit, einige davon kennenzulernen. Sie gaben ihre Geschichten und Anekdoten zur Kultur, der Polar Bear Holding Facility und Begegnungen mit Eisbären zum Besten.

Darunter war ein Trapper (First Nations), eine Forscherin des CNSC und Guides bei unseren Touren. Ich fand alles so spannend, dass die Abende und Touren für mich immer zu kurz waren.

Prince of Wales Fort

Am Prince of Wales Fort könnt ihr ein Foto mit den roten Holzstühlen die ihr überall in Kanada findet machen. Aber auch alte Kanonen ansehen. Von hier habt ihr einen tollen Blick auf den Churchill River und Belugawale im Wasser.

Churchill Rocket Research Range

Der ehemalige Raketenstartplatz liegt direkt am Churchill Northern Studies Centre. Er wurde genau am Aurora-Oval gebaut um besonders in den 1950er Jahren die Hochatmosphäre zu untersuchen.

Mehr als 40 Jahre lang schoss man von hier (unter anderem die NASA) Raketen in die Atmosphäre. Man untersuchte unter anderem, ob man die Aurora und Polarlichter dadurch beeinflussen könne.

Der Ort ist stillgelegt, viele Gebäude verriegelt. Dank dem Aufenthalt im Forschungszentrum können wir zu Fuß (mit Guide wegen Eisbären) das Gelände erkunden.

Churchill Rocket Research Range
Der ehemalige Raketenstartplatz liegt direkt am Churchill Northern Studies Centre.
Beluga Wal Mural Rocket Range Churchill
Murals finden sich auch an den Wänden der Rocket Range: Hier Belugawale.

Belugawale im Sommer

Im Sommer bietet euch auf dem Churchill River ein Naturschauspiel. Tausende Belugawale versammeln sich hier, um zu kalben und nach Nahrung zu suchen.

Beste Reisezeit für Belugas: Mitte Juni - Mitte August. Wir konnten vom Helikopter und auch von Land aus noch vereinzelte Belugas im Wasser sehen.

(Ich weiß schon jetzt, wann ich das nächste Mal nach Churchill reisen möchte!)

Tolle Fotospots

Inuksuk am Strand von Churchill

Besucht den Inuksuk am Strand von Churchill. Ein tolles Fotomotiv und angeblich auch ein beliebter Ort von Eisbären. Die schlendern hier gerne entlang der Küste.

Auch hier gilt: Verlasst nicht ohne Guide das Auto, denn das Gelände ist nur teilweise einsehbar!

Inuksuk in Churchill
Inuksuk am Strand von Churchill. Zum Sonnenuntergang oder Nachts (nicht ohne Polar Bear Patrol) ein tolles Fotomotiv.

Das Schiffswrack der MS Ithaca

Von der Küste gut zu sehen, vom Helikopter noch besser: Das Wrack der MS Ithaca, die 1960 in der Bucht gestrandet ist.

Schiffsrack MS Ithaca
Das Schiffswrack der MS Ithaca bei Flug - in weiter Ferne.

Das Flugzugwrack der Miss Piggy

Zum Sonnenuntergang haben wir das mit Graffitis überzogene Flugzeugwrack der „Miss Piggy“ (Typ Curtiss C-46) besucht. Das Wrack bekam seinen Spitznamen dadurch, dass man glaubte, die Maschine sei mit Softdrinks und Schneemobilen überladen gewesen und darum 1997 abgestützt.

Miss Peggy Churchill Street Art
Miss Peggy - das abgestürtzte Wrack ist voll mit Graffitis. Ideal für Fotografen!
churchill-manitoba-miss-peggy

Sea Walls von Churchill

Die Murals sind in ganz Churchill bis zur Rocket Range verstreut. Sie sind überall gute Fotospots (Mehr im Punkt über die Street Art).

Sea Walls mit Street Art in Churchill
Sea Walls mit Street Art in Churchill

Weitere Infos & Tipps

Churchill bietet aktuell rund 220 Betten für Touristen an. Die Unterkünfte sind begrenzt, aber es findet sich für jedes Budget das Passende.

Sehr gut Essen könnt ihr im Lazy Bear Café. Bestellt einen Cappuccino und freut euch über eine Bärentatze.

Wer will einen Eisbären-Stempel im Reisepass? Geht zum Post-Office und lasst euch einen Stempel geben. Falls ihr Postkarten verschickt, werden diese ebenfalls mit einem süßen Eisbären-Stempel versehen.

Souvenirs und Läden findet ihr in der Hauptstraße, dem Kelsey Boulevard. Schaut euch die Souvenirs an, es lohnt sich. Besonders gut ist die Marmelade aus Tundrabeeren (wir haben unsere im CNSC gekauft).

Im Town Complex befindet sich ein Multifunktionsgebäude aus Indoor-Spielplatz mit Eisbärenrutsche für Kinder, ein Kino, eine Bowlingbahn und der Schule. Öffentliche Toiletten sind hier ebenfalls vorhanden.

Ans Herz gelegt wurde uns außerdem, das Parks Canada Visitor Centre zu besuchen. Hier gibts Einblicke in die Geschichte der Eisenbahn, Überbleibsel des Prince of Wales Forts und viele mehr. Aufgrund von Thanksgiving war das Visitors Centre bei uns leider geschlossen.

Anreise

Die Anreise nach Churchill erfolgt mit einem Zwischenstopp in Winnipeg, der Hauptstadt Manitoba. Flüge buche ich gerne mit Air Canada, da die über Toronto nach Winnipeg manchmal auch Angebote bieten.

Ich empfehle euch, ein bis zwei Nächte in Winnipeg zu bleiben. Der Weiterflug erfolgt mit der Airline Calm Air oder im Sommer per Zug (1.800 km, Dauer etwa zwei Tage bis Churchill).

Hotel-Tipps für Winnipeg: Mere Hotel oder The Winnipeg Grand Airport Hotel (empfehle ich vor dem Rückflug nach Deutschland. Wir haben nachts den allerletzten Flug aus Churchill nach Winnipeg genommen um das Maximale aus dem Aufenthalt herauszuholen. Am nächsten Morgen geht es dann entspannt mit Air Canada über Toronto nach Deutschland zurück).

Besonders gut Essen könnt ihr im Passero im The Forks Market von Winnipeg. Erst kürzlich zu einem der besten Restaurants von Kanada gewählt.

Wann ist beste Zeit für Eisbären?

Die Hauptsaison für Eisbären dauert etwa einen Monat. Von Mitte Oktober bis Mitte November versammeln sich die meisten Eisbären entlang der Hudson Bay.

Falls ihr im Sommer reisen möchtet könnt ihr Eisbären schon im Juli aus nächster Nähe beobachten. Im Sommer liegen die weißen Jäger meist entspannt inmitten riesiger Blumenfelder aus pinken Weidenröschen. Oder fressen sogar die ein oder andere Beere (Schaut mal im Internet nach Bildern, das sieht so toll aus!).

Der beste Ort um Eisbären mit Jungen zu sichten ist laut Einheimischen die Watchee Lodge. Denn diese liegt direkt am Wapusk Nationalpark wo viele Eisbärinnen in Höhlen ihre Jungen aufziehen. Kein Wunder ist diese Lodge die mit Abstand teuerste rund um Churchill.

Churchill Eisbären Warnschild
Achtung hier geht es nicht weiter! Geht nicht ohne Guide in schwer einsehbares Gelände
Straßen in Churchill
Das sind Straßen in Churchill.

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Disclaimer: Ein großes Dankeschön an Travel Manitoba, Destination Canada und das Churchill Northern Science Centre für diese wunderbare Reise im Rahmen der GoMedia Messe – meine Meinung ist natürlich und trotzdem meine eigene.

Katrin Lehr, Gründerin Reiseblog viel-unterwegs.de und Reise-Expertin
Hi ich bin Katrin!

Ich bin Katrin, viel unterwegs und echte Reise-Expertin! Mit Campervan oder Rucksack möchte ich die ganze Welt entdecken. Um meine Erfahrungen & Erlebnisse mit dir zu teilen, habe ich diesen Reiseblog gegründet!

Das sagen unsere Leser

4 KOMMENTARE
  • Besucher Kommentar von Inge
    Inge
    25. Oktober 2019 um 01:36 Uhr

    Hi Katrin,
    ich habe Deinen Bericht über Churchill mit grossem Interesse gelesen und er hat meine Reiseplanungen nach Manitoba nur noch unterstützt.
    Ich plane einen Trip nach Winnipeg und Churchill für nächstes Jahr im September und frage mich ob es möglich ist Tages Touren kurzfristig in Churchill zu buchen. Ich möchte auf jeden Fall die Eisbären und die Nortlichter sehen.
    Hast Du einige Tips für mich?


  • Besucher Kommentar von Hannah
    Hannah
    25. Oktober 2019 um 14:50 Uhr

    Hallo Inge,

    ich würde die Touren auf jeden Fall vorab buchen, da sie limitiert sind. Ansonsten habe ich die Tipps die im Artikel stehen. Mehr leider auch nicht. Churchill ist jedenfalls toll und eine ganz besondere Destination!

    LG Katrin


  • Besucher Kommentar von Beate
    Beate
    3. April 2022 um 22:13 Uhr

    Hallo Katrin,

    mit welcher Brennweite hast Du die Photos beim Helikopterrundflug gemacht?

    Super Bericht!


  • Katrin Lehr, Gründerin Reiseblog viel-unterwegs.de und Reise-Expertin
    Katrin Lehr
    5. April 2022 um 10:10 Uhr

    Danke dir Beate! Die meisten der Bilder sind mit dem 24-70 mm / f 2.8 von Sony gemacht. Manche mit dem 100 – 400. Die sind allerdings nicht ganz so scharf geworden da ich weit heranzoomen musste und der Helikopter ganz gut gewackelt hat im Wind.


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