Illegal über die Grenze von Guatemala nach Mexiko für ein besseres Leben?
Ein Tag, der einen prägt und mir immer wieder ins Gedächtnis gerufen wird war der hier beschriebene. Ich könnte dir einen praktischen Reisetipp schreiben, wie man am besten von Flores in Guatemala nach Palenque in Mexiko kommt (was ich auch tue), aber nur darüber zu schreiben wäre zu wenig. Doch bevor ich dir erzähle, was wir bei dieser wirklich langen Fahrt erlebt haben, das Praktische:
Wie kommst du am besten über die Grenze von Guatemala nach Mexiko (Flores - Palenque)?
Es ist recht simpel: Mit dem Bus fährst du von Flores in Guatemala bis Bethel, der Grenzstadt in Guatemala. Nur der Fluss Río Usumacinta trennt uns hier noch von Mexiko. Mit einem kleinen Motorboot geht es über diesen Fluss. Danach warten schon Taxen, die dich zur Einreise bringen.
Nach diesem Halt geht es weiter zum Dorf Frontera Corozal. Danach erfolgt die Weiterfahrt im Bus nach Palenque. Hört sich langweilig an. Was wir aber erlebt haben, hat uns emotional dann doch schwer beschäftigt. Und davon handelt diesr Reisebericht.
Schritt 1: Flores - Bethel, Grenzstadt in Guatemala
Um 5 Uhr werden wir von einem Taxifahrer abgeholt, der uns zum Busterminal in Flores bringt. Unterwegs nehmen wir Einheimische mit, werden sie wieder los – das Übliche hier. Am Busterminal angekommen suchen wir den richtigen Collectivo Bus (Ziel entweder Tecnica oder Frontera Corozal, stimmt beides) und laden unser Gepäck ein.
Collectivos sind Busse die recht billig und das bevorzugte Transportmittel der Einheimischen sind – in ganz Lateinamerika. Abfahrtszeiten gibt es nicht. Abfahrt ist, wenn der Bus voll ist oder der Fahrer beschließt dass es Zeit ist, loszufahren. Statt um 6 Uhr fahren wir dann auch erst um 6.40 Uhr los. Davor wechselt der Bus nochmals seinen Standplatz am Terminal - auch hier kapieren wir bis jetzt noch nicht warum und weshalb. Die Aufklärung kommt später.
Halten auf der Buckelpiste mit riesen Schlaglöchern auf dem Weg nach Bethel ungewöhnlich oft, was wir anfangs überhaupt nicht kapieren. Kurz vor der Endstation ist zudem noch eine Polizeikontrolle, bei welcher alle männlichen Passagiere aussteigen müssen und die Polizisten mit jeweils 10 Quetzales schmieren. Auch hier verstehen wir erst nicht warum. Wir halten an der Immigration auf der guatemaltekischen Seite und holen uns die Ausreisestempel. Hier werden dann die Busfahrer unruhig, da wir wohl die Weiterfahrt verzögern als alle noch aufs Klo müssen. Das Niemandland ist hier ungewöhnlich groß.
Nach weiteren 20 Minuten Fahrt übergibt einer der Fahrgäste (ich dachte zu diesem Zeitpunkt noch, es sei der Vater von drei Kindern im Bus) dann plötzlich sein Handy (wir konnten sehen wie er damit telefoniert hat aber keine der Nummern abgespeichert war) und ein Portemonnaie mit einem dicken Bündel an Geldscheinen einem der Busangestellten übergibt. Ganz komisch denke ich noch, sage aber nichts. Dann leert sich auf einen Schlag der ganze Bus und an der Endstation sind nur noch wir Touristen übrig. Zwei Australier, ein Österreicher und wir zwei Deutsche.
Mit Boot von Bethel - Frontera Corozal (Einreise)
Oder: wie illegale Immigranten über die Grenze geschleust werden.
Mit Longtailbooten wie man sie aus Thailand kennt, werden wir auf die andere Seite des Flusses gebracht. Dort warten dann einige Taxis, welche uns zur Immigration auf mexikanischer Seite bringen. So weit, so gut. Während der Fahrt dann die Aufklärung: Ein Australier saß weiter vorn im Kleinbus und konnte die ganzen Konversationen der einheimischen Fahrgäste mithören. Vorne saß ein sogenannter Coyote, wie Schleuser genannt werden, die Flüchtlinge in die USA schleusen.
Ganz hinten im Bus saß ein weiterer. Deren Job ist es, illegale Einwanderer (oft aus El Salvador und Honduras) gegen viel Bargeld über die Grenzen (meist Honduras und Guatemala) bis nach Amerika zu schleusen. Und da saßen wir plötzlich mittendrin. Jetzt ist uns einiges klar und die Puzzleteilchen ergeben ein Ganzes.
Hinweis:
Ich sollte vielleicht noch hinzufügen dass in sämtlichen Reiseführern (Lonely Planet, Loose...) empfohlen wird, die Grenze am frühen Morgen (wie soll das gehen wenn man ab Flores oder Tikal fährt) oder zumindest bei Tageslicht überqueren sollte. Wir haben uns keineswegs unsicher gefühlt und können nur empfehlen diesen Weg zu gehen - auch das hier geschilderte Erlebte war es genau diese Tour wert.
Allerdings ist es kein Geheimnis, dass hier Drogen geschmuggelt werden. Informiere dich vor Ort über die Lage.
Wie das ganze System mit den Schleusern funktioniert
Der Bus wurde bereits in Flores umgeparkt um nicht mehr die Aufmerksamkeit der Menschen zu bekommen. Sobald genügend Ausländer – also wir – an Bord waren, wurde herumtelefoniert und die Schleuser samt Flüchtlingen kamen dazu. Die drei erwähnten Kinder hatten kein Gepäck, kein Geld.
Sie bekamen während der sechsstündigen Busfahrt nach Bethel nur etwas, wenn der Schleuser dem Ältesten der Drei Geld gab, um Getränke und Hähnchen bei kurzen Stops zu kaufen. Das waren Kinder, bestimmt um später mal Drogen von Mexiko nach Amerika zu schmuggeln. Wie krass und wir sind live dabei.
Das System ist recht simpel und irgendwie stecken alle unter einer Decke: Die Busfahrer und Ticketverkäufer, Polizisten...
Naja, ok denken wir. Sache erledigt hoffentlich schaffen sie es rüber. Quetschen uns zu fünft in ein Taxi und füllen zum zweiten Mal die Papiere zur Einreise nach Mexiko aus. Danach werden wir mit dem Taxi weiter nach Frontera Corozal gefahren, ein Dorf, bestehend aus einer „Straße“ (ok ungeteert also eher Piste) und ein paar Häusern:
Es ist kurz nach 12 Uhr und bis zur Abfahrt haben wir noch knapp eine Stunde. Essen in einem der einzigen beiden „Restaurants“ Bohnen mit Reis und Tortillas zu Mittag. Wobei man nicht von Restaurant sprechen kann. Dürfen sogar in der Küche das Essen ansehen bevor wir uns aus irgendwas mit Hähnchen (sah gar nicht lecker aus) und Reis mit Bohnen entscheiden sollen.
Das ist zugleich unser billigstes Mittagessen der Reise: 2 Personen, 2 Hauptmahlzeiten und 2 Getränke für umgerechnet 8 Euro. Super. Das Ticket zur Weiterfahrt bekommen wir auch umsonst – scheinbar geht man hier davon aus, dass alle bereits das Ticket bis Palenque durchgebucht hatten. Auch gut, wir nämlich nicht. Hatten uns noch überlegt die Ruinen in Yaxchilan und/oder in Bonampak zu besichtigen.
Doch nach knapp 5.30 Stunden übelster Dreckpiste mit riesen Schlaglöchern (zum Glück sind wir im kurzen Monsunregen nirgendwo stecken geblieben...) haben wir kein Bock auf Besichtigung und möchten nur noch in Palenque ankommen.
Weiterfahrt von Fronzera Corozal nach Palenque
Um 12.40 Uhr geht es überpünktlich weiter nach Palenque. Auch hier ist der Busfahrer plötzlich wieder nervös als wir noch mal nacheinander aufs Klo gehen. Als wir gerade wieder vom Thema illegale Einwanderer sprechen stopt der Bus und wer steigt zu? Richtig, alle der vor der Grenze ausgestiegenen Flüchtlinge. Total verrückt!
Ungefähr drei Kontrollen des mexikanischen Militärs (Polizisten sind alle bestechlich und korrupt) überstehen wir oder besser gesagt die Flüchtlinge, ohne aufzufliegen. Der Busfahrer wird immer nur gefragt, was er transportiert. Seine Antwort: Solo Touristas. Ja klar.
Endlich kommen wir in Palenque an
Wir haben später darüber geredet was wohl passieren hätte können, wenn wir wirklich kontrolliert worden wäre. Sich darüber Gedanken zu machen bringt nichts, wir kommen uns trotzdem vor wie im Film. Die Illegalen werden langsam entspanner je näher wir Palenque kommen.
Nach weiteren ca. 4 oder 5 Stunden Busfahrt erreichen wir endlich Palenque. Die Schleuser und Flüchtlinge zeigen uns den Daumen nach oben und lachen das erste mal, wobei sie dann etwas verloren am Busterminal von Palenque stehen. Wir sehen sie nicht wieder, hoffentlich erwartet sie das Leben, dass sie sich gewünscht haben...ich bezweifle es.
Hotel-Tipp Palenque: Hotel Chablis
Gehen zu Fuß zum nur ein paar hundert Meter entfernten und im Internet ausgesuchten Hotel Chablis (war das beste Preis-/Leistungsverhältnis). Lassen uns das Zimmer zeigen und beschließen zu bleiben. Ist ja nur eine Nacht eingeplant. Die Zimmer sind groß, das Bad und die Dusche sind auch super und alles ist sauber.
Die Rezeption ist außerdem sehr hilfsbereit was Touren angeht und wir genaue Vorstellungen haben. Die Lage ist auch sehr zentrumsnah und auch der Busbahnhof ist zu Fuß und mit Rucksack in 5 Minuten erreichbar. Habe leider kein Bild vom Hotel geschossen.
Wir erkunden Palenque
Nachdem wir eingecheckt haben gehen wir direkt in die Stadt von Palenque. Wir haben vor eine Tour zu buchen, die uns morgens zu den Maya-Ruinen von Palenque bringt (liegen ca. 20 Minuten außerhalb) und nachmittags nach Misol-Ha und Agua Azul, die bekannten Wasserfälle. Am besten danach noch direkt nach San Cristobal de las Casas fährt, denn die Wasserfälle liegen beide Richtung San Cristobal.
Wir haben Glück und gleich der erste Anbieter Tour Operador Na Chan Kan hat genau dieses Angebot und es ist auch noch um ein vielfaches billiger als das Angebot, welches wir im Hotel angefragt hatten. Mission erfüllt und wir erkunden Palenque.
Kaufen in einer von weitem lecker riechenden Bäckerei süße Teilchen und gehen einen Kaffee trinken. Auf der Straße treffen wir plötzlich den Österreicher aus dem Bus hierher wieder, der spontan mitkommt. Pünktlich zum einsetzenden Monsunregen sitzen wir im Trockenen. Gutes Timing.
Danach organisieren wir uns Frühstück und Wasser im Supermarkt und gehen mal wieder Burritos essen. In der Straße unseres Hotels gibt es einige Restaurants zur Auswahl. Da wir von der strapaziösen Bustour recht kaputt sind, duschen wir nur noch und packen wieder (bzw. haben gar nicht richtig ausgepackt) und relaxen im Zimmer. Der Regen ist zurück, wir sind in den Bergen.
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Hi ich bin Katrin!
Ich bin Katrin, viel unterwegs und echte Reise-Expertin! Mit Campervan oder Rucksack möchte ich die ganze Welt entdecken. Um meine Erfahrungen & Erlebnisse mit dir zu teilen, habe ich diesen Reiseblog gegründet!
Das sagen unsere Leser
8 KOMMENTAREIsabell (@bluemekind)
12. November 2013 um 22:05 UhrLiebe Katrin,
vielen Dank für deine schönen und ausführlichen Reiseberichte. Wie schon mal erwähnt werde ich im Dezember/Januar für vier Wochen mit meinem Freund ungefähr dieselbe Route machen und dein Blog macht richtig Vorfreude!
Liebe Grüsse,
Isabell
Katrin Lehr
13. November 2013 um 16:05 UhrDanke dir, es war wirklich toll. So toll, dass wir nächstes Jahr die Pazifikküste ab Mexiko City nach unten bereisen wollen…LG
Julia
2. Oktober 2016 um 01:59 UhrLiebe Kathrin,
ich habe bald vor nach Guatemala zu reisen und dein Blog gibt echt gute Tipps und macht richtig Lust aufs reisen. Wo du jedoch in Palenque Burritos gefunden hast, wundert mich dann doch. Ich lebe seit mehreren Jahren in Mexiko und Burritos sind mir außer im Norden des Landes noch nie über den Weg gelaufen.
Mirela
25. Januar 2017 um 10:55 UhrHallo Katrin,
genau die Tour möchten wir auch im Februar machen. Meine Frage: habt ihr dann die Ruinen in Yaxchilan und Bonampak besichtigt ? Wir wollen dafür 1 Nacht in Frontera Corozal bleiben und erst am nächsten Tag weiterfahren.
Katrin Lehr
26. Januar 2017 um 14:59 UhrNein wir hatten damals dann leider keine Zeit mehr für diese Ruinen. Das wäre zu knapp geworden da wir noch eine weite Reise hatten. Frontera Corozal war eine staubige Straße und ein paar Häuser. Wußte gar nicht, dass man dort übernachten kann 😉
Franzi
7. März 2017 um 18:24 UhrHallo Kartin,
ich (w, 25) plane ab April für ein paar Monate von Panama hoch bis nach Guatemala über Nicaragua, Honduras und evtl. auch Belize zu reisen (alleine). Zwecks Rückflug bin jetzt am gucken, wie ich am günstigsten wieder zurückkomme. Die billigste Variante wäre von Deutschland nach Panama und von dort wieder zurück. Einmal ‚oben‘ in Guatemala angekommen müsste ich dafür jedoch den ganzen Weg wieder runter. Alternativ bietet sich der Rückflug von Cancun wieder an. Allerdings fühle ich mich mit der Route die ihr gemacht habt alleine als Frau nicht ganz so sicher… Wäre super deine Einschätzung und/oder Tipps dazu zuhören 🙂
Liebe Grüße!
Freaklinde
28. Oktober 2017 um 23:02 UhrHey hey, ich (w,31) bin ab Dezember auch allein in Mittelamerika unterwegs. Mich würde interessieren, wie es für dich war…allein als Frau dort. Ich bin bisher fast ausschließlich allein gereist, allerdings nur Nordafrika, Südostasien, Russland etc.
Besten Dank schonmal…
Jens
31. Juli 2018 um 14:19 UhrHi Kathrin,
habe exakt diese Route vor 2 Monaten auch genommen. Na sagen wir es war ein Erlebnis. Bei mir war der gebuchte Collectivo um 5 weinfach voll. Dann musste ich den um 6 nehmen und dann stundenlang über unbefestigtes Land fahren. Und dann noch der Fluss. Schön die Bilder zu sehen
Danke für deine Routen hier. Die habe mich inspiriert weitere Ziele in Zentral- und Südamerika zu bereisen