Indigene Dörfer San Juan Chamula und Zinacantán, ein echter Mexiko Geheimtipp
Heute steht der „außergewöhnlichste“ Ausflug unserer individuellen Mexiko Reise auf unserem Programm. Wenn ihr mal in San Cristobal de las Casas seid, solltet ihr euch dieses Spektakel nicht entgehen lassen. Doch der Reihe nach.
Bereits gestern hatten wir den heutigen Ausflug gebucht:
Für je 200 M$ fahren wir um 9.00 Uhr zuerst nach San Lorenzo Zinacantán und dann nach San Juan Chamula wo wir indigene Völker besuchen möchten. Vor allem den Besuch des Templo de San Juan in San Juan Chamula wurde uns von allen Seiten empfohlen ("Das kann man nicht beschreiben, das müßt ihr gesehen haben"). Uns wurde nicht zuviel versprochen.
PS: Hier findest du alle wichtigen Reisetipps zur Mexiko Reise
Zuerst müssen wir packen und unser Zimmer räumen, frühstücken und Gepäck einschließen lassen. Um 9.30 Uhr werden wir abgeholt und fahren zuerst einmal ca. 30 Minuten nach San Lorenzo Zinacantán. Die Einwohner dort gehören den Tzotzil an. Gelebt wird hier noch sehr traditionell. Männer züchten Blumen, vor allem Rosen. Frauen nicht, denn die haben „zu heiße Hände dafür“ sagt man.
Dafür hüten Frauen die Schafe oder stellen die traditionelle Kleidung her. Fotografieren verboten. Leider. Schulpflicht gibt es hier keine, denn die Kinder werden meist bei der Arbeit auf dem Feld oder zu Hause benötigt.
Der Besuch bei einer Familie in Zinacantán
Besuchen eine alleinstehende Frau mit ihren fünf Kindern. Den Mann hat die alleinerziehende Mutter aufgrund Alkoholmissbrauchs verlassen. Dies scheint in Mexiko ein sehr großes Problem zu sein. Die Familie erlaubt Touristen, ihr Leben zu „besichtigen“, um ihr Leben finanzieren zu können. Ab dem Alter von 5-6 Jahren lernen die Mädchen hier schon zu weben und stellen wunderschöne Kleidung, Tücher, Decken und Taschen her.
Wir erfahren auch, dass die Familien hier durchschnittlich 6-8 Kinder haben. In Deutschland unvorstellbar. In der typischen Küche für diese Region bekommen wir über der Feuerstelle frische Tortillas gemacht, die wir selbst belegen können. Dazu müssen wir einen komischen Schnaps trinken. Das ist Teufelszeug... Eingeräuchert fahren wir weiter nach San Juan Chamula.
Chamula & die Kirche Templo de San Juan
San Juan Chamula ist eine unabhängige und autonome Tzotzil Gemeinde, welche 10 km außerhalb von San Cristobal de las Casas liegt. Die Bewohner leben nach ihren eigenen Gesetzen und Traditionen, z.b. leben die Menschen hier immernoch polygam.
Auch deshalb ist dieser Ort Zentrum einiger einzigartigen und für uns schrägen religiösen Praktiken. Wir würden es als Voodoo bezeichnen.
Fotografieren ist hier strengstens verboten und wird mit Gefängnis bestraft. Also lasse auch ich die Finger von Smartphone und Foto (trau mich nicht mal mein iPhone aus der Tasche zu holen um auf die Uhr zu sehen...). Da wir und eine Italienerin so ziemlich die einzigen ausländischen Touristen sind werden wir sehr beäugt und beobachtet.
Die Kirche Templo de San Juan bildet das Herzstück der Gemeinde. Von außen wundervoll und farbenfroh sieht sie wunderschön und anders aus, als die Kirchen die wir so kennen. Von Innen darf man - wie schon erwähnt - keine Bilder machen. Schade, aber die Fotos würden diese Atmosphäre sowieso nicht widerspiegeln.
Es ist einfach unbeschreiblich und ich versuche euch unsere Eindrücke zu beschreiben: Man betritt die düstere Kirche und als erstes steigt einem der Geruch von Weihrauch, Pinienbäumen und tausender brennender Kerzen in die Nase. Auf dem ganzen Boden sind Tannennadeln ausgebreitet. Es gibt keine Bänke und auf der linken und rechten Seite der Kirche stehen Glaskästen mit Heiligen. Davor Tische mit gefühlten tausend Kerzen erleuchtet. Dazu noch unzählige Blumen in allen Farben. Auf dem ganzen Boden verteilt sitzen Grüppchen und stellen vor sich Kerzen auf. Jeder Gruppe wohnt ein Schamane bei, der vor sich hinmurmelt und betet.
Unser Guide erklärt uns die Farben der Kerzen: weiß = Luft, blau = Himmel, gelb = Sonnenaufgang, rot = Sonnenuntergang, grün = Natur und schwarz steht natürlich für die Unterwelt. Gegen Krankheiten werden Körper mit Eier oder Knochen eingerieben. Softdrinks wie Coca Cola oder Fanta werden getrunken, um besser Rülpsen zu können. Dies soll das Böse austreiben.
Dazu werden Hühner geopfert. In einem langen Ritual wird das Huhn vom Schamane zweimal über den Kerzen gekreist, über den Körper der Besitzerin gestrichen um ihm dann kurz und schmerzlos den Hals umzudrehen. Danach müssen die Federn schnell gerupft werden um das Huhn „Schäden“ hat oder nicht. Nur wenn es keine hat ist es essbar und „gut“. Ständig werden neue Kerzen angemacht und aufgestellt, warum und in welcher Reihenfolge wissen wir nicht. Es ist wirklich faszinierend und die Zeit vergeht wie im Flug. Leider müssen wir die Kirche verlassen, ich hätte hier noch stundenlang beobachten können.
Das hier erlebte ist eine der merkwürdigsten Erfahrungen die ich bisher auf Reisen gemacht habe. Das Witzige: die Menschen hier bezeichnen sich als Katholiken, na wenn das der Papst sieht...ich muss lachen.
Ich habe bei Google Bilder gefunden damit ihr euch ein klein wenig darunter vorstellen könnt:
Auf der Rückfahrt halten wir noch am Friedhof der Gemeinde, neben welchem wohl die erste spanische Kirche steht. Ich komme mir vor wie in einem Szenebild eines Quentin Tarantino Films, oder?
Dann fahren wir zurück nach San Cristobal de las Casas. Wir sind mittlerweile sehr hungrig. Kein Wunder, es ist schon 15 Uhr. Finden das Namandi Café & Crepas und ich entscheide mich für Fajitas. Dazu noch nen Kaffee.
Da wir gestern vom Mercado so begeistert waren gehen wir gleich noch mal hin. Decken uns mit frischen Erdbeeren und Ananas ein. Entscheiden uns außerdem für praktische Subway Sandwiches als Abendessen im Nachtbus nach Merida. Kaufen noch Wasser und gehen zurück zum Paladar Margarita um uns umzuziehen und unser Gepäck zu holen.
Mit dem Taxi fahren wir zur Busstation, wo wir uns noch je 2 Bier kaufen. Eine Nachtbusfahrt ist für mich erfahrungsgemäß Horror und ich versuche alles, um irgendwie einzuschlafen später...
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Ich bin Katrin, viel unterwegs und echte Reise-Expertin! Mit Campervan oder Rucksack möchte ich die ganze Welt entdecken. Um meine Erfahrungen & Erlebnisse mit dir zu teilen, habe ich diesen Reiseblog gegründet!
Das sagen unsere Leser
8 KOMMENTAREEippy
29. November 2013 um 14:40 UhrWow, das vermittelt einen ganz „bunten“ Eindruck von Mexiko auf mich. Scheint sich zu lohnen, dort vielleicht auch einmal irgendwann hinzugehen:-)
Grüße
Eippy
Katrin Lehr
30. November 2013 um 11:25 UhrEs lohnt sich definitiv und ich werde voraussichtlich im nächsten Jahr zurückkommen. Habe noch einige Städte auf meiner Liste 😉
Eippy
30. November 2013 um 17:30 UhrSo geht es mir mit Südafrika auch 🙂
Elena
1. Dezember 2013 um 14:47 UhrLiebe Katrin,
Ich muss immer wieder fasziniert auf Dein Bild starren, welches den Farbenreichtum der selbst gewebten Tücher der Einheimischen wiedergibt … sooo wunderschön. Vielen Dank für den tollen Artikel und Deine Teilnahme an meiner Bloggerparade!
Herzlichen Gruß, Elena
Katrin Lehr
1. Dezember 2013 um 16:20 UhrHallo Elena,
das stimmt die Farben sind wunderschön und so intensiv. Alles natürlich gefärbt und nicht wie bei uns.
Viele Grüße Katrin
Peet
22. Januar 2014 um 22:20 UhrVoodoo? Tarantino? Ich finde, auch von einem Reiseblog kann man etwas mehr Wissen über das Land erwarten. Alternativ würde ich vorschlagen, das Texten bleiben zu lassen und nur Fotos zu machen — die sind nämlich hübsch.
Katrin Lehr
23. Januar 2014 um 08:13 UhrDanke für das Lob für die Fotos. Der restliche Kommentar ist Ansichtssache. Ich beschreibe hier lediglich meine Eindrücke, falls deine anders sind schreib sie mir doch mal ;-).Texten kann ich übrigens wirklich nicht, stimmt. Aber verstecke dich doch nächstes mal nicht hinter einer verschlüsselten Email…
Peet
27. Januar 2014 um 03:53 UhrEine Kultur ist nicht „Voodoo“, nur weil man sie als fremd empfindet und nicht versteht. Die Chamula haben eine eigene, Jahrhunderte alte synkretistische Kultur und öffnen sich überhaupt erst seit ein paar Jahren Besuchern. Diese Kultur mit einer anderen zu vergleichen, die man auch nicht kennt und vielleicht nur wählt, weil sie einem auch „irgendwie komisch und exotisch“ vorkommt, ist ein bisschen einfach, oder? Wenn dich die Chamula interessieren, kann ich Dir von Rosario Castellanos „Oficio de tinieblas“ (dt. Das dunkle Lächeln der Catalina Díaz) empfehlen. (Und was die verschlüsselte Email angeht, die kann ich nur sehr empfehlen — Nachrichten kommen an, Spam fliegt raus.)