Die Kulturhauptstadt 2025 Europas, Chemnitz, ist viel besser als ihr Ruf. Wie wir alle wissen, prägen viele Faschisten das Image in den Medien. Meine Worte will ich nicht darauf verschwenden, den braunen Mob zu verurteilen, sondern dir stattdessen die stark vernachlässigte und schöne Seite der Stadt vorstellen. Immerhin ist Chemnitz 2025 Europas Kulturhauptstadt und die ist nicht hässlich und grau.
Neben dem schlechten Image ist Chemnitz als Technologiestandort der Automobil- und Zuliefererindustrie bekannt. Fast wie meine Heimat Heilbronn, denn auch Die gehört zu den wachstumsstärksten Städten Deutschlands. Zwei moderne Industriestädte mit schlechtem Image. Dann lasst uns das mal aufpolieren.
Zugegeben, im direkten Vergleich zu Leipzig oder Dresden wirkt Chemnitz trotzdem trist und grau. Ich möchte dir von meinem Besuch berichten, und zeige ein paar der schönen Seiten in Chemnitz. Ich hoffe, dass meine Tipps und Infos dir bei deinem Urlaub in Chemnitz helfen.
Warum Chemnitz?
Jeder sollte einmal nach Chemnitz, denn die Stadt ist viel besser als ihr Ruf. Hier kannst du gemütlich zu Fuß die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten erkunden. Denn die liegen alle im Zentrum der Altstadt: Doppelrathaus, "Nischel" – das Monument von Karl-Marx Kopf, der wunderschöne Theaterplatz mit Opernhaus, der St. Petrikirche und dem König-Albert-Museum.
Und wenn du keine Lust mehr auf Stadt hast ist die Sächsische Schweiz oder das Erzgebirge nicht fern. Ein Paradies für Outdoor-Fans.
Karl-Marx-Monument, der "Nischel"
Kein Witz, der "Nischel" ist das bekannteste Wahrzeichen der Stadt Chemnitz. Du findest die zweitgrößte Porträtbüste der Welt im Zentrum an der Brückenstraße nahe der Kreuzung zur Straße der Nationen. Das Monument ist sieben Meter hoch und 40 Tonnen schwer. Größer ist nur der 60 cm höhere Lenin-Kopf in Ulan-Ude.
Wusstest du, dass Karl Marx selbst nie in dieser Stadt war? Trotzdem wurde Chemnitz 1953 von der SED (damalige DDR-Staatspartei) in Karl-Marx-Stadt umbenannt.
Wasserschloss Klaffenbach
Das idyllische Wasserschloss Klaffenbach liegt im Süden von Chemnitz. Wo früher wohlhabende Gutsherren residierten, können heute alle Gäste unterkommen. Heute befinden sich ein Hotel, ein Restaurant, ein Café und eine Ausstellung im Schloss untergebracht. In dem Nebengebäude befinden sich Ateliers von Künstlern. Definitiv ein in Ort zum Entschleunigen.
Die Ibug – Industriebrachenumgestaltung
Chemnitz kann internationale Kunst am Bau: Die „Ibug“ – Kurzform für „Industriebrachenumgestaltung“ – ist ein jährlich stattfindendes, friedliches und vor kreativ-liberaler Energie nur so sprudelndes Festival für urbane Kunst mit rund 120 Künstlern von Russland bis Mexiko, die sich in den Räumen der abrissreifen wie geschichtsreichen Nadel- und Platinenfabrik verewigten.
Multimediale Installationen, Graffitis, Malereien und Erlebniskunst betten sich in eine Hippie-eske Freigeist-Atmosphäre, in der Toleranz und Verständigung als Selbstverständlichkeit in der Luft liegen. Man kann Stunden durch die Räume wandeln, deren optische Auswuchsgrätsche von Humor bis Grusel reicht.
Der bürokratische und organisatorische Aufwand im Vorfeld der jährlichen Aktion ist indes derart immens, dass man nur den obligatorischen Hut ziehen kann. Ich komme auf jeden Fall wieder und bin gespannt, welches Gebäude im nächsten Jahr herhalten darf!
Schaut euch unbedingt das Festival an! Infos und Datum gibts auf dieser Webseite.
Zu Besuch in der Eierlikörz-Manufaktur
Der Optimist in mir sagt aber, dass sich die Einheimischen bereits selig-betrunken betten nach einem Besuch in der „Eierlikörz“-Manufaktur, in der Felix Adler Omas Lieblings-Absacker praktisch im Alleingang und mit stolzer Brust zu modernem Ruhm verhilft.
Alles fing mit Silvesterfeiern an: Felix’ Likör verdunstet förmlich Jahr für Jahr in den Körpern seiner Freunde. Grund genug, den gut bezahlten Job an den Nagel zu hängen? Na klar. Also macht Felix jetzt Eierlikör nach eigenem Rezept, und der verkauft sich von Jahr zu Jahr besser. Und warum? Weil er hervorragend schmeckt.
Neben „Blue Steel“, dem Original, gefällt mir insbesondere der „Häzel Hoff“ mit Haselnuss. Und wer genug kleine Waffelbecher vertilgt, ist nicht nur angenehm angetrunken, sondern auch noch satt („Win-win“ nennt sich das, aber nagelt mich nicht drauf fest).
Geheimtipp für Profis: als Weihnachtsgeschenk kaufen und dann „aus Versehen“ selbst austrinken.
Nachtleben in Chemnitz
Im Anschluss kannst du Kneipengespräche mit dem Stadtklientel führen. Ich empfehle dir dafür das „Martinic“, „Aaltra“, „Weltecho“, die „Bar Ausgleich“ (Studentenkneipen sind doch immer die besten, oder?) oder das „Monk“ im angesagten, dem Berlin-Prenzlauer Berg gar nicht mal so fernen Kaßberg-Kiez.
Kaffee und ausreichend liebevoll ausgewählter Krimskrams von Künstlern findest du im „Haamit“. Für Konzerte aus Rock, Punk und Ska einfach mal das Programm des „Talschock“ anschauen – ob groß, ob klein, hier spielen alle fein!
Croissants zum Frühstück im La Bouchée
Am Morgen danach solltest du ein oder zehn der lauwarmen, äußerst fluffigen und nur mäßig gesüßten Croissants im „La Bouchée“ verzehren (wenn die Marmelade dann noch hausgemacht wäre, gäbe es übrigens volle Punktzahl!). Auch die Mittags- und Abendkarte liest sich unerwartet beinhart-französisch; von Froschschenkeln bis zu gebratener Blutwurst bleibt kein karnivores Auge trocken.
Nützliche Reisetipps
Anreise und Lage
Chemnitz liegt im Osten von Deutschland, genauer gesagt in Sachsen. Die beiden bekanntesten Städte in Sachsen – Dresden und Leipzig – erreichst du mit der Bahn oder auch mit dem Auto.
Wie lange bleiben?
Idealerweise bleibst du eine Woche und besuchst neben Chemnitz auch die Sächsische Schweiz und die eben genannten Städte. Für Chemnitz selbst genügen dir 2 Tage.
Unterkünfte
Da ich bereits mehrfach in Chemnitz war, kann ich dir sowohl das Seaside Residenz Hotel (super Lage, aber etwas in die Jahre gekommen) als auch den Hotel Chemnitzer Hof empfehlen.
Ich hoffe, dir hat dieser Artikel gefallen und geholfen, deine Fragen zu beantworten. Falls du noch Ideen oder Fragen hast, dann freuen wir uns sehr auf deinen Kommentar hier auf dem Reiseblog.
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