Sehenswürdigkeiten in Schmalkalden – Thüringens schöner Südwesten an einem Wochenende erkunden
Thüringen, da fällt uns ein: Rostbratwurst, Wartburg, Goethe. Doch der Freistaat ist derart groß, dass es lohnt, sich dezidierter mit ihm zu beschäftigen. Wir haben uns für drei Tage in den Südwesten – genauer gesagt in die Region Schmalkalden-Meiningen nach Schmalkalden – begeben und können jetzt schon sagen: Es gibt viel zu sehen, zu erklimmen und zu verspeisen! In diesem Artikel findest du die schönsten Sehenswürdigkeiten in Schmalkalden.
Angrenzend an Bayern und Hessen erstreckt sich die Region Schmalkalden-Meinigen von der Rhön bis zum Weser-Ableger Werra. Wir konzentrieren uns hier auf das Städtchen Schmalkalden, das vor Architektur, Geschichte, Kultur und Natur nur so strotzt, und seine Umgebung.
Street-Art & Kultur
In Schmalkalden findest du neben eindrucksvollen Fachwerkhäusern und Schlösser auch Kirchen und Burgen. Sogar moderne Street-Art Kunst von Street-Artist ROA habe ich hier gefunden. Überraschend, aber ein absolutes Highlight.
Wir fanden neben dem weltbekannten Künstler auch Street-Art-Kunstwerke, die sich zum Teil mit der Geschichte der Stadt, zum anderen Teil mit dem Genozid des Zweiten Weltkrieges auseinandersetzen. Schlendere durch die Gassen, dann kommst du auf jedenfall an Wandkunst vorbei.
So ist es eindrucksvoll wie ergreifend, wenn du das große Porträt von Magda Brown, die als 17-Jährige nach Auschwitz und später nach Buchenwald deportiert wurde, mit den mahnenden Worten „Ich teile meine Geschichte, um diese Generation an die Gefahren von Hass, Vorurteilen und Diskriminierung zu erinnern“ anschaut. Gemalt hat es „Akut“, einer der weltweit renommiertesten Street-Art-Künstler.
Eine andere Fassade zeigt eine Darstellerin des Films „The Day the Clown Cried“ von Jerry Lewis; dieser filmische Versuch, das Dasein eines Clowns in einem KZ festzuhalten, hat nie das Licht der Öffentlichkeit erblickt. Umso wichtiger, dass seine traurige Geschichte hier optisch festgehalten wird.
Aber auch zwischen den Straßen und Häusern finden sich immer wieder mal Malereien. Augen auf beim Schmalkalden-Lauf!
Fachwerkhäuser in der idyllischen Altstadt
Schon auf den ersten paar hundert Metern in der Altstadt Schmalkaldens fallen uns die wunderschönen Fachwerkhäuser auf. Die Stadt gehört zur sogenannten „Fachwerkstraße“. Überall ragen kleine und große, mal stattliche und mal ein bisschen krumme Bauwerke in die kleinen, äußerst gepflegten Straßen.
Diese Fachwerkhäuser lassen das Herz von Architektur-Liebhabern höher schlagen.
Besonders beim Sonnenauf- und Untergang sehen die wunderbar gepflegten Fachwerkhäuser eindrucksvoll aus.
An einer historischen Stadtführung teilnehmen
Eigentlich erkunden wir Orte und Städte gerne auf eigene Faust. In Schmalkalden allerdings sehr zu empfehlen ist eine Stadtführung von Norbert Hospes. Am besten fragst du beim Buchen direkt nach ihm.
Bei der Führung gelangst du exklusiv ins Lutherhaus. Dem Ort, an dem Dr. Martin Luther 1537, während der bedeutendsten Tagung des Schmalkaldischen Bundes, wohnte.
Er kleidet sich nicht nur stadthistorisch in Schale, er mimte uns sogar den hiesigen Nougat-Revolutionär Willi Viebahn. Zudem glänzt er mit seinem Wissen und Anekdoten, die Ihresgleichen suchen. Absoluter Top-Tipp für Schmalkalden.
Sehr unterhaltsam, absolut kurzweilig, und das Beste: Man ist sofort gefangen von der Vielschichtigkeit des Ortes. Oder wusstest du, was eine „Ofensau“ ist, wie eine „Kacknase“ aussieht oder woher der Begriff „steinreich“ kommt?
Hier findest du Informationen zur Stadtführung mit Norbert Hospes.
Das Schloss Wilhelmsburg bewundern
Nur wenige hundert Meter vom Schmalkaldener Marktplatz entfernt befindet sich das Schloss Wilhelmsburg. Es erhebt sich über den Fachwerkhäusern der Altstadt. Einst war es eine bedeutende Nebenresidenz der Landgrafen von Hessen-Kassel. Heute zählt es wohl zu den schönsten Renaissance-Schlössern Thüringens.
Durch die vollständig erhaltenen Außenanlage, im Inneren fast originalen Raumstruktur samt prächtige Wandmalereien und Stuckaturen gilt Schloss Wilhelmsburg als eines der schönsten Renaissanceschlösser Deutschlands.
Im Schlossmuseum findest du eine Dauerausstellung, die dich in die Zeit der Reformation, Martin Luther sowie des Schmalkaldischen Bundes führt.
Infos zum Schloss findest du auf der Webseite (Öffnungszeiten und Tickets)
Im Museum finden sich auch wechselnd kuratierte Ausstellungen neuer Künstler. In unserem Fall konnten wir die teils abgründigen, teils fantastischen und das Altertümliche mit dem Jetzt verbindenden Ölmalereien des in Berlin lebenden vietnamesischen Künstlers Nguyen Xuan Huy bewundern.
Besonders hübsch ist die Schlosskirche, die regelmäßig Konzerte veranstaltet. Im Zentrum der Aufmerksamkeit: eine der ältesten noch bespielbaren Renaissance-Orgeln aus Holz in Zentraleuropa. Wir hatten das Glück, dass der Organist sich bei unserem Besuch auf den Abend vorbereitete; ein Wahnsinnsklang!
Ausflüge in der Umgebung
Im direkten Umland liegt idealerweise der Thüringer Wald und das Mittelgebirge um die Stadt. Auch hier gibt es so einiges zu sehen. Es gibt viele Wanderwege, um die Region zu erkunden. Wir haben uns folgende Wanderung herausgepickt:
Wanderweg zum Bergsee Ebertswiese (Floh)
Vom Nachbarort Floh führt ein prächtiger Rundwanderweg zum kleinen, malerisch gelegenen Bergsee Ebertswiese.
Der 12 Kilometer lange Wanderweg führt über den auf 590 Höhenmeter gelegenen Maßkopf, mit eindrucksvollem Blick auf das Tal weiter durch den dichten Tannenwald, stetig bergauf, bis das kühle Wasser des Sees die nötige Abkühlung bringt.
Nach dem Baden im See lockt Kurti’s Baude mit einer Bratwurst und einem Radler, bevor es über Berge und Wiesen bergab zurück nach Floh geht.
Neben dieser etwas herausfordernden Route gibt es allerdings noch zahlreiche weitere Wanderwege durch die Region – am besten beim Touristenzentrum oder im Internet informieren.
Besucherbergwerk Finstertal
Wenige Minuten mit dem Auto von Schmalkalden entfernt befindet sich das ehemalige Eisenerz-Bergwerk Finstertal.
Nicht nur die schmalen, zum Teil haarsträubenden Gänge und Werkzeuge verdeutlichen, welche Plackerei das damals war, auch echte Naturphänomene begeistern das Auge: Dank kurzwelligem UV-Licht kannst du fluoreszierendes Gestein finden.
Mit dem bloßen Auge sieht es aus, als befände man sich tief im Weltraum, mit der Kamera ist das aber nur schwerlich einzufangen. Unbedingt mit eigenen Augen sehen!
Hochofen-Museum „Neue Hütte“
Das, was aus den Eisenerz-Bergwerken der Umgebung Schmalkaldens abgebaut wurde, ließ man im Hochofen „Neue Hütte“ schmelzen und zu einem echten Wahrzeichen der Stadt avancieren: das Schmalkaldener Werkzeug.
Das „VEB Werkzeugkombinat Schmalkalden“ war der bedeutendste Werkzeughersteller der DDR, vorrangig deshalb, weil das hier abgebaute Eisenerz einen enorm hohen Mangananteil besaß, was dem Eisen eine Struktur und Festigkeit verlieh, die an Stahl erinnerte.
Das Hochofen-Museum umläuft den gigantischen Hochofen – der schlappe vier Tage benötigte, bis er Betriebstemperatur hatte – in mehreren Etagen. Hier findest du alle Informationen zum Hochofenmuseum.
Das Museum befindet sich ein wenig außerhalb des Ortes Schmalkalden Richtung Floh.
Burg Wallenburg im Trusetal
Inmitten eines dichten Waldes, etwa eine Auto-Viertelstunde nördlich von Schmalkalden, findet sich die Burg Wallenburg.
Etwa 120 Stufen trennen dich von einem herrlichen Blick über den Thüringer Wald. Am Fuß des Turms lockt die Turmbaude mit regionaler Hausmannskost und Kreuzberger Dunkelbier.
Essen und Trinken
Thüringen steht für deftig-rustikale Küche. Auch Schmalkalden und Umgebung lassen sich in Sachen mütterlicher Hausmannskost nicht lumpen. Hier ein paar Tipps, wo wir köstlich gespeist haben.
1. Die Thüringer Rostbratwurst
Die Thüringer Rostbratwurst ist geschützt und muss laut einer EU-Verordnung mindestens 15 Zentimeter lang sein, mittelfein gewolft und im engen Naturdarm verschnürt werden, bevor sie roh oder gebrüht auf den Holzkohle- oder Gasgrill, niemals aber (!) in die Pfanne kommt.
Was auch nicht viele wissen: Der Thüringer Rennsteig wird in hiesigen Kreisen als „Kümmeläquator“ bezeichnet. Heißt: Nördlich davon wird Kümmel in die Thüringer Bratwurst getan, südlich – da, wo wir uns befanden – nicht. Ein Direktvergleich war uns leider nicht möglich, aber wir möchten behaupten, dass wir den Kümmel nicht vermissten.
Probiere unbedingt die Thüringer Rostbratwurst ohne Kümmel in Schmalkalden aus.
Gerade im Sommer finden sich an jeder Straßenecke kleine Bratwurst-Stände. Mit dem original Thüringer BORN-Senf schmecken sie mehr als köstlich. Für den Wurst-Snack zwischendurch – zum Beispiel als Wegzehrung bei einer Wanderung – empfehle ich die köstlichen dünnen und dicken Knacker der Fleischerei Pfannstiel, gleich beim Marktplatz. Wir waren zweimal da!
2. Klöße, Gulasch, Braten & Rouladen
Thüringer Gastfreundlichkeit sowie hervorragende Klöße – hier auch als „Hütes“ bezeichnet – finden sich im Schmalkaldener Ratskeller sowie im Gasthof Zum Kirchhof mit tollem Blick auf die umliegenden Fachwerkhäuser.
Wer mal Abwechslung von deutscher Fleischeslust sucht, dem sei das MAYKEL'S empfohlen. Hier findet auch der Vegetarier sein Glück mit Flammkuchen und Vegi-Burgern.
Außerhalb von Schmalkar das Tal. Der Weg – und die Reservierung, ohne geht gar nichts – lohnt sich.
Wichtiger Hinweis bzgl. der Öffnungszeiten: Anders als in Großstädten schließen die Restaurants in dieser Region schon früher, als man vermuten könnte. Oft ist die Küche bereits um ca. 20 Uhr kalt. Wir empfehlen dir, früher zum Abendessen zu gehen.
3. Süßes in der Viba-Nougat-Welt
Gerade mit Kindern schön: ein Besuch in der Viba-Nougat-Welt. Bereits seit dem 19. Jahrhundert wird im Landkreis Schmalkalden-Meiningen der weltbekannte Nougat produziert.
Den Anfang machten Willi Viebahn und seine Schwester Anna Reim mit einem Kaffeehaus in Schmalkalden. Damals wurde der Nougat noch in Riegel verpackt – bis Viebahn bei einem Gespräch mit einem Zigarrenhersteller auf die Idee kam, seinen Nougat als runde Stangen zu verkaufen. Das brachte den Erfolg, und seitdem sind Schmalkalden und Nougat nicht mehr voneinander zu trennen.
Mehr zur Geschichte und natürlich zahlreiche Proben für den berühmten Nougat gibt’s in der Viba-Nougat-Welt zu sehen und verkosten. Ein kleiner Rundgang durch das Museum im ersten Stock lohnt sich ebenfalls.
Weitere Informationen zum Besuch findest du auf der Webseite.
Fazit zu Schmalkalden: Lohnt sich ein Wochenende in Thüringen?
Lasst es mich so sagen: Als wir in der Stadt waren, fand gerade das jährliche Schmalkaldener Weinfest statt. Zu späterer Stunde kam uns ein etwas angetrunkener, aber überaus fröhlicher Weinfreund entgegen und rief in den Nachthimmel: „Ich liebe meinen Osten – ich liebe Schmalkalden!“ – besser hätten wir es nicht ausdrücken können. Es lohnt sich also, diese Thüringer Prachtregion auf die Liste seiner Reiseziele zu packen.
Häufige Fragen
Was ist die beste Reisezeit für die Region Schmalkalden-Meiningen?
Jede Jahreszeit hat ihre Vorzüge: Ich empfehle die Sommermonate und den frühen Herbst für Wanderungen. An jedem letzten Augustwochenende findet außerdem das Schmalkaldener Stadtfest statt – ein Fest mit langer Tradition. Im Winter kommen die Wintersportler voll auf ihre Kosten.
Mit dem Zug ist’s eher schwierig, zumal du dann vor Ort weniger flexibel bist. Wir empfehlen die Anreise mit dem Auto.
Auch hier empfehle ich das Auto. Wir haben viele Fahrradfahrer gesehen. Wer sportlich ist und keine Angst vor dem Mittelgebirge sowie ausreichend Zeit hat, der kann das gerne probieren.
Wir haben uns ausschließlich auf die Stadt Schmalkalden und Umgebung konzentriert. Wenn du alle meine erwähnten Orte, die ich beschreibe, besuchen möchtest, solltest du zwei bis drei Nächte einplanen. Ich empfehle dir bei mehr Zeit auch die sehenswerten Städte Oberhof oder Meiningen zu besuchen.
Wir haben im Hotel Grünes Tor, einem hübschen Fachwerk-Hotel mit kleinem, aber hervorragendem Frühstück übernachtet.
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Ein großes Dankeschön an Prachtregion.de/#VisitSchmalkalden für diese wunderbare Reise – meine Meinung ist natürlich meine eigene.
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Hi ich bin Chris!
Ich bin Musiker, manage Künstler und liebe Sprachen. Als Restaurantkritiker interessiere ich mich außerdem für sehr gutes Essen – und da man das überall auf der Welt finden kann, reise ich auch gerne.